Samstag, 10. Dezember 2011

7. - 8. Dezember 2011: Campeche: Ruinen von Calakmul


Die Ruine Calakmul soll laut Reiseführer noch gewaltiger und eindrücklicher sein als diese von Tikal in Guatemala. Da wir eh schon in der Gegend sind, konnten wir uns diese natürlich nicht entgehen lassen. Niemand konnte uns genau sagen, von wo aus man diese Stätten am besten besuchen soll, und so machten wir uns auf nach Escárcega, von wo aus man einen weiteren Bus nach Xpujil nehmen konnte, um von da aus die Exkursion nach Calakmul zu organisieren. In Escárcega angekommen mussten wir vom Ankunftsbusbahnhof zu einem anderen Terminal am anderen Ende der Stadt gehen. Wir holten widersprüchliche Auskünfte ein zur Distanz zu unserem Abfahrtspunkt, und entschlossen uns, dem Rat des übergewichtigen Mexikaners nicht zu folgen und uns ein Taxi zu sparen. So marschierten wir der unspektakulären Hauptstrasse entlang durch Escárcega, und hofften, mit den immer schwerer werdenden Rucksäcken bald am Ziel anzugelangen. Und schon passierte es: Links und rechts schauend watschelte ich Alessandro nach, und übersah glatt die Unebenheit des Trottoirs vor mir. Im nächsten Moment lag ich schon verblüfft am Boden. Resultat: ein aufgeschlagenes Knie und ein schmerzendes Fussgelenk. Durch das Gewicht des Rucksacks konnte ich das Gleichgewicht nicht mehr halten und knickte deshalb mit dem Fuss nach aussen ab und fiel hin. Sogleich eilte ein aufmerksamer Mexikaner zu Hilfe, um mich zusammen mit Alessandro wieder auf die Beine zu stellen (mexikanisches Essen macht schwer!) und mir eine Sitzgelegenheit beim nahen Essensstand zu besorgen. Unter Schmerzen, aber glücklicherweise war es trotzdem möglich, den verletzten Fuss zu belasten. Sofort bekamen wir einen Eisbeutel und konnten die Schwellung damit in Zaum halten. Nach der ersten Schrecksekunde erinnerte ich mich an die zahlreichen Misstritte aus meiner Kindheit, die von selber nach einigen Tagen wieder abheilten. Und so riefen wir doch noch ein Taxi, um die letzte Strecke bis zum Busbahnhof zu kommen. Dort angelangt konnten wir sogleich unsere Weiterreise buchen und mussten nicht lange im schmuddeligen Wartesaal ausharren. Auch eine Apotheke befand sich gleich nebenan, wo Alessandro mir die lebensrettende Voltarensalbe besorgen konnte. In Xpujil, einem kleinen Durchgangsort auf dem Weg zu verschiedenen Ruinen der Gegend (hier befinden sich die meisten Ruinen der ganzen Yucatanhalbinsel), nahmen wir das erstbeste Hotel und verabredeten uns mit einem Taxifahrer für den nächsten Morgen, um zu den 120km entfernten Ruinen zu gelangen. Gegen Abend wurden die Schmerzen immer schlimmer, wonach wir entschieden, dass Alessandro Calakmul auf eigene Faust erkunden muss. Ich beschloss jedoch mitzufahren, um am Eingang der Ruinen auf ihn zu warten, da in Xpujil die Wartezeit nicht angenehm gewesen wäre. So fuhren wir bereits morgens um sechs Uhr los und kamen im schön gestalteten Museum an, von wo aus man mit Kleinbussen die letzten 40km durch den Dschungel zurücklegen musste. Ich richtete in der Museumshalle mein Büro ein, um die kommenden fünf Stunden mit Lesen und Computerarbeiten zu überbrücken. Nachdem ich mich ausgiebig mit der Weiterreise und dem Museum beschäftigt hatte, versuchte ein Mitarbeiter des Museums meinen Fuss mittels Energieübertragung und Handauflegen zu heilen. Keine Ahnung ob diese Prozedur geholfen hat oder ob die relativ lange Schonzeit Wunder wirkte, jedenfalls fühlte sich mein Fuss bereits besser an und auch das Gehen fiel mir nicht mehr so schwer wie am Morgen. Nach dieser interessanten Begegnung ging es auch nicht mehr lange, bis Alessandro wieder auftauchte. Mit einem verzweifelten Blick sagte er zu mir: „Bitte sag mir, dass meine Jacke (Aconcagua) bei dir ist!“. Ich wusste jedoch, dass wir diese noch extra in seinen Rucksack gepackt hatten und er diese garantiert mit auf seine Dschungeltour genommen hatte. Also war das Ding irgendwo auf dem Weg verloren gegangen… Was für ein Pech wir auch hatten in den vergangenen zwei Tagen! Den wartenden Taxifahrer schickten wir anschliessend zurück und entschlossen uns, die zweistündige Hin- und Rückfahrt vom Museum zu den Ruinen durch den Dschungel noch einmal in Angriff zu nehmen, um das teure Kleidungsstück zu suchen. Der sympathische Handaufleger, Joaquin, erklärte sich bereit, uns anschliessend mit seinem Privatauto zum Busbahnhof von Xpujil zurückzufahren. Trotz schlechtem Gewissen blieb uns fast nichts anderes übrig, als sein Angebot anzunehmen! So machten wir uns auf, dieses Mal zusammen mit mir, mit den überdimensionalen Golfwagen die Strecke zu den Ruinen noch einmal zurückzulegen. Auf dem Weg erzählte mir Alessandro von seiner eindrücklichen Tour durch Calakmul:
Die 40km bis zum Eingang der Ruinen gestalteten sich spannender als gedacht. Alessandro blieb kaum eine Möglichkeit einmal kurz die Augen zu schliessen, schon hielt der Busfahrer wieder an und zeigte den Mitreisenden ein anderes exotisches Tier: Fasane, Truthahne, überdimensionale blaue Schmetterlinge und waschbärähnliche Vierbeiner überquerten die Strasse vor den neugierigen Blicken der Touristen. 
Truthahn

Waschbär?!
Am Eingang angekommen bahnte er sich während 20 Minuten seinen Weg durch den dichten Dschungel ohne eine Ruine zu entdecken. 
Doch dann eröffnete sich plötzlich sein Blick auf die ersten Steingebilde. Wie gewaltig sich diese zwischen den uralten Bäumen abzeichneten. 
Unter den Augen von unzähligen Affen, die sich geschickt von Ast zu Ast bewegten, erkundete Alessandro die verschiedenen Gebäude, die immer wieder überraschend vor ihm auf dem Pfad auftauchten. 
Besonders beeindruckend war die Hauptpyramide, deren Treppe steil in die Höhe ragte. Von ganz oben hatte er einen atemberaubenden Ausblick: Dichter Urwald, soweit das Auge reicht, und ab und zu eine Pyramide die aus dem satten Grün herausragt. Durch den dichten Dschungel war jedoch von oben nur ein Bruchteil der zu besichtigenden Ruinen zu sehen. Da Calakmul nur auf eigene Faust zu erreichen ist, waren kaum andere Touristen unterwegs, was das Urwald-Erlebnis noch einmal intensivierte. 
Grosse Pyramide


Aussicht von der grossen Pyramide



Unermüdlich erkletterte Alessandro jede der zahlreichen hohen Pyramiden um ja nicht den besten Aussichtspunkt zu verpassen. Wie gerne wäre ich auch dabei gewesen! 
Aussicht auf die grosse Pyramide


Aussicht auf die grosse Pyramide

Nach einer schweisstreibenden Suchaktion (Alessandro legte den ganzen am Vormittag absolvierten Weg noch einmal rennend zurück) war die Jacke leider nach wie vor nicht auffindbar. Dieser Gedanke trübte im ersten Moment die Erinnerung an das atemberaubende Erlebnis in Calakmul, aber ein Gegenstand ist leicht zu ersetzen, und somit werden sich bestimmt ausschliesslich die überwältigenden Bilder im Kopf einbrennen.
Wie versprochen brachte uns Joaquin nach Xpujil zurück, wo wir den Bus nach Chetumal nehmen wollten. Gerne luden wir unseren selbstlosen Helfer aber vorher zu einem Dankeschön-Abendessen ein. Solche Menschen wie Joaquin sollte es noch viel mehr auf der Welt geben.

2 Kommentare:

  1. so geil ihr habt quatis gesehen, gut es werden nicht die letzten sein aber die sind so schnüsig

    cu stefan

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  2. OOOO de ort muen mer merke!!! tönt sehr guet :)

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