Sonntag, 8. Januar 2012

16. – 23. Dezember 2011: Kuba: Teil 1


Nach diesen entspannten zwei Tagen auf der Isla Mujeres konnten wir es kaum erwarten, endlich nach Cuba abzureisen. Obwohl dieser Abstecher nicht geplant war, freuten wir uns unter anderem auf bekannte Gesichter, die Feiertage in einem vertrauten Umfeld und darauf, dieses Land das erste Mal gemeinsam zu entdecken. Den Flug mit einer uralten Tupolev überstanden wir unbeschadet und kamen erleichtert in Havanna an. Um uns das Taxigeld in die Stadt zu teilen, sprachen wir am Gepäckband zwei Australierinnen an, die etwas verzweifelt auf ihr Gepäck warteten. Und schon konnten wir wieder unsere sozialen Adern spielen lassen und aus der Patsche helfen. Die beiden hatten zwar eine casa particular reserviert, jedoch ohne die Adresse oder Telefonnummer zu kennen. So schlossen sie sich uns an und fuhren mit uns nach Habana vieja (Altstadt) zu Solange, bei der wir schon bei früheren Besuchen unterkommen konnten, die gute Beziehungen zu weiteren Unterkünften hatte. Unglaublich gastfreundlich versorgte Sol uns und die beiden Australierinnen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, mit köstlichem Guayabasaft. Nebenbei organisierte sie für Alex und Alice eine Unterkunft in der besten Gegend zu einem guten Preis. Nach einem reichhaltigen Nachtessen mit Fisch (ja, auch ich habe Fisch gegessen) und arroz congris (Reis mit schwarzen Bohnen) zusammen mit Solanges Freund, ihrem Vater und ihrer Grossmutter, trafen wir uns mit Alex zu einem Drink in einer Bar mit Livemusik. Wie hatten wir die tollen kolonialen Gebäude und die unbeschreibliche Atmosphäre Havannas vermisst. Von jeder Strassenecke erklingen Musik und fröhliche Stimmen, eine Lebensfreude, von der wir uns ein gutes Stück abschneiden können. 
herzlicher Empfang in Havanna

Plaza Vieja by night

Am nächsten Morgen war bereits unsere Weiterreise nach Varadero geplant. Diese Postkartenbilder des unbeschreiblich schönen Strandes wollte ich mit eigenen Augen sehen. Am Busterminal Viazul angekommen hiess es jedoch, dass für den gleichen Tag bereits alle Busse ausgebucht seien. Dies kam natürlich der aufdringlichen Meute von Taxifahrern gelegen, die sich nur so um die planlosen Touristen scharten. Wir konnten einen guten Preis aushandeln und wurden in einem unkomfortablen Auto, jedoch schneller als mit dem Bus, nach Varadero gebracht. Dort angekommen warteten leider nicht der erwünschte blaue Himmel, sondern graue Regenwolken auf uns. So hatten wir genügend Geduld, einige Unterkünfte anzuschauen, bevor wir uns für eine günstige aber sehr angenehme casa particular bei einer alten Damen entschieden, die sich sehr über unsere Gesellschaft freute. Die Badesachen waren schnell ausgepackt. Auf dem Weg zum nahe gelegenen Strand begann es leider sogleich zu regnen. Da wir sowieso Hunger hatten, machten wir in einem Restaurant halt, um eine Kleinigkeit zu essen und auf besseres Wetter zu warten. Zum Glück hörte es bald zu regnen auf, sodass wir einen Spaziergang durch das Dorf und die zahlreichen Stände mit Souvenirs und kubanischem Handwerk machen konnten. Wie gerne hätten wir uns das eine oder andere Mitbringsel geleistet, vor allem die Bilder hatten es uns angetan, aber mit dem Gedanken an den bereits vollen Rucksack konnten wir unsere Lust wieder zügeln. Langsam wurde das Wetter etwas besser, so dass wir uns an den verlassenen Strand legen konnten. Mit den gefährlichen grauen Wolken über uns badeten wir in dem nicht ganz so klaren und ruhigen Meer, um uns anschliessend von den wenigen Sonnenstrahlen wieder trocknen zu lassen. Leider blieb uns das Postkarten-Varadero verborgen, trotzdem genossen wir das Faulenzen am Strand. 
Traumdestination Varadero

Am Abend assen wir wie die Könige. Zu kleinsten Preisen erhielten wir amerikanische Portionen von Fleisch, Reis, und den besten schwarzen Bohnen Cubas, wie uns der Kellner vorab bereits versprochen hatte. Mit übervollen Bäuchen machten wir uns zur Calle 62 auf, wo uns eine tolle Live-Band und eine afrokubanische Feuershow erwarteten. Mit leuchtenden Augen und wippenden Füssen verfolgten wir das Geschehen. Je später der Abend, desto mehr füllte sich der Platz mit vielen Touristen (insbesondere aus Russland…) und Kubanern, die ihre nicht immer vorhanden Tanztalente zur Schau stellten. Am nächsten Tag wurde das Wetter leider nur noch schlechter. Die Sonne zeigte sich kaum, sodass wir einen Strandtag komplett vergessen konnten. So nutzten wir die Gelegenheit etwas länger zu schlafen, den Reiseführer von Mittelamerika zu wälzen und noch einmal über den Markt zu schlendern, um bei diesem Mal doch mit einem Bild zurückzukehren. 
stürmische Zeiten brechen an...


... und schon ist die Welt wieder in Ordnung!

Etwas traurig, den richtigen Varadero-Strandurlaub nicht erlebt zu haben, fuhren wir am nächsten Morgen erwartungsvoll weiter nach Cienfuegos, gemäss Lonely Planet-Autor die schönste Stadt Kubas. Auch hier hatten wir eine Fahrt mit einem Viazul-Bus geplant, aber auch diesmal kam alles anders als gedacht. Schon fast hatten wir das Ticket in der Hand, als uns zwei Österreicher ansprachen, die zwei Mitfahrer nach Trinidad suchten. Da Cienfuegos auf dem Weg war, liessen wir uns dazu überreden, einen kleinen Aufpreis für das Taxi zu bezahlen, und dafür auf direkterem Weg mit einem Vorsprung von zwei Stunden gegenüber Viazul in Cienfuegos zu sein. Nach einer lauten Fahrt (der Taxista dröhnte uns mit den momentan angesagtesten Reggaeton-Lieder Kubas zu), erreichten wir Cienfuegos. Bereits aus dem Auto bestaunten wir den zentralen Platz José Martí, der von kolonialen Meisterbauten umgeben ist. Nachdem wir unsere bereits reservierte Unterkunft bezogen und für Alexander und Thomas auch ein Zimmer gefunden hatten, zogen wir zu viert los, um die Punta Gorda, den südlichsten Punkt der Halbinsel von Cienfuegos, zu Fuss zu erreichen. Diese lange Landzunge führt über eine wunderschöne Promenade, gesäumt von imposanten Kolonialbauten, weit aus der Stadt hinaus, von wo aus man einen tollen Ausblick auf den Hafen Cienfuegos hat. 
Paseo del Prado

auf dem Weg zur Punta Gorda...


wunderschöne Kolonialbauten


Punta Gorda
Nach dem langgezogenen Rückweg flanierten wir noch durch die schöne Fussgängerzone und sahen uns den Parque Martí genauer an. Daran grenzend befindet sich das Theater Tómas Terry, die Catedral de la Purísima Concepción (Kathedrale) und der Palacio de Gobierno (Rathaus). Diese wunderschön restaurierten Gebäude und der gepflegte Platz sind unbedingt einen Besuch wert. Da diese Stadt noch nicht dem Tourismus verfallen ist, glauben wir, hier noch das echte Cuba erlebt zu haben. 
Fussgängerzone

Parque Martí


Kathedrale

Rathaus


Für die Weiterfahrt nach Trinidad hatten wir uns wieder ein Taxi besorgt, um dieses zu viert zu teilen. Mit einem tollen amerikanischen Schlitten aus dem Jahr 1954 holperten wir also über die atemberaubende Strecke. Vorbei an tollen Hügelketten und Kuhherden, die uns schwer an die Schweiz erinnerten (obwohl hier die Kühe etwas magerer sind…), verging die einstündige Fahrt wie im Fluge. 

Kaum in Trinidad eingefahren, hatten wir uns bereits in diese Stadt verliebt. Kein Wunder, dass alle Kuba-Reisenden früher oder später hier landen. Die unebenen Kopfsteinpflasterstrassen, die alten farbigen Gebäude und die charmanten Plätze machen diesen Ort zu etwas Besonderem. 

die Gassen von Trinidad






Plaza Mayor



Plaza Mayor

Bereits am späten Nachmittag besuchten wir das erste Konzert unter freiem Himmel in der Casa de la Musica. 



Für den nächsten Tag buchten wir eine Pferdetour, die uns über einen schönen Weg mit atemberaubender Aussicht zu einem Wasserfall brachte. Wir vier, alles Pferdebanausen, hatten uns diesen Ausflug gemütlich vorgestellt. Aber reiten ist wirklich nicht zu unterschätzen. Die Reiseleiter gaben uns zwar Tipps, dennoch hatten wir alle schon bald schmerzende Hinterteile und Knie. Glücklicherweise reagierten die Pferde bestens auf unseren Befehl, langsamer zu gehen oder anzuhalten. Wir waren trotzdem ziemlich überfordert, wenn die Tiere in den Trab oder sogar Galopp wechselten. 
hier war's noch gemütlich...

... hier schon weniger


Der Wasserfall war leider nicht sonderlich beeindruckend, dafür konnten wir uns im klaren Wasser für den Weiterritt erfrischen. 
wer entdeckt den Wasserfall?!
Mit einem Zwischenhalt zum Mittagessen ritten wir dann anschliessend denselben Weg wieder zurück. Obwohl dieser Ausflug ein tolles Erlebnis war, werden wir wohl alle so schnell nicht wieder auf ein Pferd steigen! ;) 
Mittagessen "in the middle of nowhere"



ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Am Abend besuchten wir wieder die Casa de la Musica. Dort konnten wir das afrokubanische Konzert und die dazugehörigen Tänze bewundern. Und als wir da so auf der Steintreppe sassen, sprach uns plötzlich jemand vom Tisch neben uns an. Purusha! Wir hatten ihn in Monte Albán (Mexico) kennengelernt, und uns auf der Weiterreise bisher immer knapp verpasst. Wir wussten zwar, dass er auch in Kuba unterwegs ist, hatten aber keine Ahnung, dass er zur gleichen Zeit auch in Trinidad abgestiegen war. So war dieses unerwartete Wiedersehen umso schöner. Wir wechselten einige Worte über die vergangenen Erlebnisse und verabredeten uns für den nächsten Abend. 

endlich wieder tanzen!

Besonders am nächsten Tag bereuten wir die Pferdetour. Von den Schienbeinen (Steigbügel ohne Reitstiefel… nie mehr!) zu den Oberschenkeln über den Rücken und den Nacken schmerzte jedes Körperteil. So war der langersehnte Strandtag an der Playa Ancón und das Liegen im Sand eher eine Tortur für unsere Körper. Leider windete es an diesem Tag auch ziemlich stark, sodass wir zusätzlich noch sandgestrahlt wurden. Trotz allem genossen wir zusammen mit den beiden Österreichern wie auch mit dem sympathischen amerikanischen Geschwisterpaar Rebecca und Luke einige lustige Stunden. 


vorweihnachtliche Stimmung

v.l.: Luke, Alex, Rebecca, Thomas
Am Abend stand noch die Disco Ayala auf dem Programm. Diese befindet sich in einer riesigen Grotte und ist der Publikumsmagnet von Trinidad. Eine Party mit dieser Kulisse wäre in unseren Landen undenkbar, weshalb wir uns nach dem Eintreten zuerst staunend umsehen mussten, bevor wir uns auf die Musik und die feucht-fröhliche Feier konzentrieren konnten, die bereits in vollem Gange war. 


An unserem letzten Tag besuchten wir das Valle de los Ingenios. In diesem Tal standen im 19. Jahrhundert viele Zuckerfabriken (ingenios). Im Ort Manaca Iznaga bestiegen wir über 136 Treppenstufen den 45 Meter hohen Turm, von dem aus früher die Wachposten die Sklaven kontrollierten. Wir genossen den wunderbaren Ausblick über das weite Tal, umgeben von einer grünen Hügellandschaft. 
Valle de los Ingenios

der Iznaga-Turm wacht über das Valle de los Ingenios



Aussicht vom Turm

Speziell zu erwähnen ist noch die Casa particular, in der wir während unseren Tagen in Trinidad wohnen durften. Die Österreicher und wir hatten beide ein riesiges und komfortables Zimmer in einem tollen Kolonialgebäude mit hohen Holzdecken, reich verzierten Plattenböden und einem spektakulären Innenhof. Die Hängematten zwischen den Mangobäumen wurden zu unserem allabendlichen Treffpunkt vor dem Nachtessen. 
Eingangshalle

Innenhof


Ja das Nachtessen, wie wir es vermissen werden. Mit viel Liebe bereitete uns Manuel zusammen mit seiner Familie und dem dickbäuchigen Koch mit den zur Verfügung stehenden Zutaten stets ein tolles Mahl zu, das für zwei weitere Personen auch noch gereicht hätte. Es gab jeweils eine Vorspeise, eine Suppe, den Hauptgang und eine Nachspeise, jeweils bestehend aus traditionellen kubanischen Gerichten, bei denen natürlich Reis und Bohnen, Tostones (fritierte Kochbananen) und Yuca nicht fehlen durften. Zum Frühstück wurden wir mit Früchten, frisch gepressten Fruchtsäften aus Guayaba, Mango oder Papaya und Omeletten verwöhnt. 
Manuels Küche

hmmm, kubanisches Essen!
Herzlich wurden wir in den Kreis der Familie aufgenommen und durften die Ehefrau, die Schwiegereltern und Manuels Sohn Carlos Manuel kennenlernen. Gerne werden wir die Adresse dieser Unterkunft (die von uns aus gut und gerne auch als 5-Sterne-Hotel durchgehen könnte) weiterverbreiten, an die wir nur zufälligerweise gekommen waren, da unsere Casa erster Wahl bereits überbucht war.

2 Kommentare:

  1. mi sa.. ti sei tagliato i capelli!!??!! :-))

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  2. OOOO Wundervoll!!!!! Wie ich die wundervolli insle vermisse..... Und ich be absolut dinere eure meinig über das land! Und das esch echt eini vo de ganz coole Casa s de la musica has gliebt! :) Ich fest FERNWEH adesso :( sniff

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