Dienstag, 10. Januar 2012

6. Januar 2012: Unerwartete Begegnungen Part VI


Wie bereits erwähnt trafen wir Alexander und Thomas am Busbahnhof von Varadero. Um uns die Taxikosten zu teilen, gründeten wir da unsere Fahrgemeinschaft. Was zuerst zweckmässig begonnen hatte, wurde anschliessend zu einem gut funktionierenden Vierergespann. Wieviel haben wir bei gemeinsamen Abendessen und während den kultigen Fahrten in den amerikanischen Oldtimern gelacht, zusammen auf der Pferdetour gelitten und uns über die cubanischen Sitten amüsiert. 

Yaikibel, eine Freundin Alessandros aus Santiago, lebt seit einem guten Jahr zusammen mit ihrem Mann in Cienfuegos. Da konnten wir es uns nicht nehmen lassen, sie zum Abendessen auszuführen. Mit der gewohnten cubanischen Verspätung trafen wir uns im Parque Martí. Nach einem herzlichen Hallo genossen wir ein reiches cubanisches Essen in einem kleinen Lokal mit Livemusik. Yaiki und Alessandro tauschten sich über den letzten Klatsch und Tratsch über gemeinsame Bekannte aus Santiago aus – was für ein Gelächter! Umso mehr bin ich nun gespannt, diese Personen aus den Erzählungen live zu treffen. Wie wir erfuhren wird auch Yaiki über die Festtage in Santiago sein, sodass wir uns dort hoffentlich wieder sehen.
Die Begegnung mit Nano war für uns nicht unerwartet (obwohl wir Kuba ursprünglich nicht in unsere Reiseroute eingeplant hatten), aber nichtsdestotrotz eine spezielle Erwähnung in diesem Bericht wert. Wer Alessandro gut kennt, hat bestimmt schon die eine oder andere Episode von Nano gehört. Kennengelernt haben sich die beiden vor fünf Jahren während Alessandros zweimonatigem Aufenthalt in Kuba. Aber zuerst einige Hintergrundinformationen: Sich mit Kubanern eine richtige Freundschaft aufzubauen gestaltet sich manchmal etwas schwer, da diese Touristen eher als Geldmaschinen oder als Mittel zum Zweck zum Verlassen des Landes sehen. So ist es zum Beispiel selbstverständlich, dass die Kubaner von den Touristen zu Getränken oder Eintritten in Discos eingeladen werden. Wenn man die Situation des Landes etwas kennt ist dies nicht mehr so abwegig, schliesslich fehlt schlichtweg das Geld um sich so etwas leisten zu können. Bei einem ersten Besuch in Kuba ist dies für Fremde eher gewöhnungsbedürftig und man kommt sich schnell ausgenutzt vor. So war auch Alessandros Haltung Nano gegenüber zu Beginn eher vorsichtig. Dass Nano jedoch für seine unzähligen Tanzstunden nie Geld haben und auch sonst zu nichts eingeladen werden wollte bewies schnell, dass es auch ihm um den Menschen und nicht um das Portemonnaie ging. Nach diesen intensiven Wochen blieb der Kontakt auch nach dem Kuba-Aufenthalt aufrecht. So telefonieren die beiden sicher einmal monatlich und können neuerdings auch per E-Mail regelmässig in Kontakt stehen. Seit dem ersten Treffen war Alessandro bereits dreimal wieder in Santiago, was den Zusammenhalt noch einmal intensiviert hat. Nachdem nun auch ich Nano zum zweiten Mal treffen und besser kennen lernen konnte hoffen wir, ihn nach unserer Rückkehr in die Schweiz einladen zu können, um ihm eine Starthilfe ausserhalb Kubas zu ermöglichen.

Wir berichteten bereits von einigen interessanten Begegnungen in dieser Rubrik. Vielfach bleiben Gespräche unter Reisenden jedoch oberflächlich: Woher kommst du? Was arbeitest du? Wohin geht es als nächstes? Wie lange dauert die Reise? So ist es umso schöner Menschen zu treffen, die man bereits kennt und mit denen man keinen Smalltalk zu führen braucht. So haben wir den Abend mit Sandra und Chiri besonders genossen, die während derselben Zeit auch in Havanna waren, jedoch einen ganzen Monat bei der Familie von Chiri verbringen. Wir besuchten gemeinsam das Konzert von Azucar Negra an der Matiné der Casa de la Musica in Galiano und tauschten uns über die verschiedenen Erlebnisse aus, die wir in Cuba gehabt hatten. So war besonders die Sicht von Chiri interessant, der Cuba nun auch als Aussenstehender betrachtet und so einige Ansichten über Geld und ausländische Touristen revidieren musste. Anschliessend machten wir noch die Disco 1830 unsicher, wo zahllose musikbegeisterte Touristen aus den verschiedensten Ländern der Welt auf der Tanzfläche anzutreffen waren. So trafen wir dort zum Beispiel eine Tanzschülerin, die wir bereits in Langenthal kennenlernten, oder einen kubanischen Tanzlehrer, der sonst in Bern unterrichtet. Wir genossen die ausgelassene Stimmung und die gute Musik, die kreativen Darbietungen einiger Selbstdarsteller und die gekonnten Tanzeinlagen der Einheimischen. Etwas traurig verabschiedeten wir uns nach diesem gelungenen Abend mit dem Wissen, dass wir wahrscheinlich auf unserer weiteren Reise kaum mehr bekannte Gesichter antreffen werden.

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