Von Panama City aus flogen wir über
Bogotá direkt weiter nach Leticia,
ein Ort, der sich im Amazonasgebiet von Kolumbien befindet und ein
Dreiländereck mit Peru und Brasilien bildet. Ausserdem ist Leticia unser
einziges Reiseziel, das sich südlich des Äquators befindet. Bereits während dem
Flug konnten wir die gewaltigen Grünflächen des Amazonas bestaunen.
Kilometerweit sind kein bewohnter Fleck, sondern nur Regenwald und vereinzelte
Flüsse zu sehen. Da wir während der Regenzeit in Leticia ankamen, waren ausser
uns nur wenige Touristen auf der Strasse zu sehen. Regenzeit bedeutet jedoch
nicht, dass es dadurch kühler gewesen wäre. Nein, wir erlebten wahnsinnig
heisse und vor allem feuchte Tage, die uns mächtig ins Schwitzen brachten.
 |
Urwald, so weit das Auge reicht |
 |
auch vom Flugzeug aus wirkt der Amazonas gewaltig |
 |
mehr Motorräder als Einwohner in den Strassen Leticias |
 |
Uferpromenade |
 |
der Amazonas in greifbarer Nähe |
Am ersten Tag erkundigten wir uns
nach den verschiedenen Tourmöglichkeiten, schliesslich wollten wir den Amazonas
möglichst nahe erleben. Wir schlossen uns mit einer Französin zusammen, um
gegen Ende der Woche eine Bootstour am Amazonas entlang mit einer Übernachtung
zu machen. Für den Tag davor buchten wir eine Dschungelwanderung mit
Übernachten mitten im Urwald in einer Hängematte.
Bis dahin hatten wir zwei Tage Zeit,
um den Ort Puerto Nariño zu
besuchen, der per Boot zwei Stunden von Leticia entfernt liegt. Allein schon
die Bootsfahrt über den Fluss Amazonas war die Reise nach Puerto Nariño wert.
Der enorm breite Fluss besticht zwar nicht gerade durch seine braune Farbe, bei
strahlendem Sonnenschein spiegeln sich aber der blaue Himmel und die weissen
Schäfchenwolken auf der Wasseroberfläche und mit den unendlichen Grünflächen an
den Seitenufern entsteht ein traumhaftes Landschaftsbild.
 |
Schnellboot nach Puerto Nariño |
In Puerto Nariño angekommen stach uns
vor allem das viele Wasser ins Auge, das Teile des Ortes bereits überschwemmt
hatte. Die Menschen haben sich mit dieser Situation aber bestens arrangiert und
lassen sich nicht dadurch stören. So war zum Beispiel der nahe am Wasser
gelegene Sportplatz knietief im Wasser versunken, was dem Fussball- und
Basketballspiel aber keinen Abbruch tat sondern eher noch den Spassfaktor
steigerte. Die Kinder kletterten die Bäume hoch und liessen sich aus wenigen
Metern ins Wasser plumpsen. Hatte es nicht Anacondas, Piranhas und Kaimane im
Amazonas? Hoffentlich gefällt diesen Tieren die laute Umgebung nicht.
 |
indigenes Dorf am Amazonas |
 |
Ankunft in Puerto Nariño |
 |
Wasserball?! |
 |
Alessandro wäre auch gerne mitgeklettert... |
An der
Anlegestelle von Puerto Nariño wurden wir bereits von einer Delegation unserer
Unterkunft erwartet, die uns mit einem kleineren Boot abholten und in die etwas
ausserhalb gelegenen Cabañas Alto de Aguila brachten. Diese rustikalen
Stelzenhäuser wurden auf einer kleinen Anhöhe errichtet, von wo aus man einen
wunderbaren Blick über einen Flussarm des Amazonas hatte. Das Hostel des
ehemaligen Paters Fray nimmt ausserdem Tiere auf, die die Polizei als
Schmuggelware beschlagnahmt hat, um diese später in die Freiheit auszusetzen.
Die farbenfrohen Papageie und die frechen Äffchen hatten sich jedoch bereits so
an die Annehmlichkeiten eines Haustiers gewöhnt, dass diese nicht mehr scharf
auf die Freiheit sind und lieber von den Touristen gefüttert werden. Kaum
angekommen hatte ich also bereits drei Äffchen auf den Schultern, was mir, wie
man auf dem Foto sieht, nicht sonderlich geheuer war. Hier lernten wir auch
noch andere Plagegeister kennen, die Mosquitos. Klar kennt man auch unsere
Mücken in der Schweiz, aber diese Amazonasviecher kennen wirklich keine Gnade
und attackieren rücksichtslos auch in Kleider gehüllte Körperteile.
 |
Aufstieg zu unserer Mosquito-Residenz... |
 |
... mit Aussichtsturm |
 |
schöne Aussicht auf einen Amazonas-Arm |
 |
hier fanden wir die Tierchen noch niedlich |
 |
Affenmutter |
 |
wer hat den grösseren Schnabel?! |
 |
auch Kaimane sind Opfer der Schmuggler |
Da unsere Unterkunft keine Mahlzeiten
anbot, wurden wir mit dem Boot wieder zurück nach Puerto Nariño gebracht, um
dort unsere Einkäufe zu tätigen und das Dorf zu erkunden. Wir hatten nicht viel
von Puerto Nariño erwartet, waren aber fasziniert von den schachbrettförmig
angelegten Wegen, den verschiedenen Brücken und dem vielen Wasser um uns herum.
 |
ein Traum wurde wahr - wir auf dem Amazonas |
 |
Bilder sagen mehr als tausend Worte... |
 |
der Ort der gefühlten tausend Brücken |
 |
... und der autofreien Wege |
Im Supermarkt lernten wir Leopoldo kennen, der Amazonastouren für wenig Geld
veranstaltet. Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen, um unsere erste
Entdeckungsreise zu starten. Nach einem leckeren Nachtessen in Begleitung eines
deutschen Paares, das wie wir während sechs Monaten Zentral- und Südamerika
bereist, gingen wir zu Fuss zurück zu unserer Unterkunft. Zum Glück hatten wir
die beiden dabei, die den Weg bereits einmal gegangen waren, sonst hätten wir
uns in der Dunkelheit trotz Stirnlampen unglücklich verlaufen, denn der normale
Weg war durch die Überschwemmungen unzugänglich, weshalb wir einen Umweg über
den matschigen Friedhof nehmen mussten. Bevor wir uns in unser Bett
zurückziehen konnten mussten wir noch eines der Hausäffchen vertreiben, das
sich durch unsere Cabaña hangelte und insbesondere an unserem Mosquitonetz
seine grosse Freude hatte. Auch die Bettwäsche mussten wir noch wechseln
lassen, da das arme Tier vor lauter Stress noch sein Geschäft da erledigt
hatte…
 |
Affenjagd... |

In der Nacht erlebten wir den ersten
richtigen Amazonas-Wolkenbruch. Es schüttete was das Zeug hielt und trommelte
unerbittlich auf das Blechdach. Durch diesen ohrenbetäubenden Lärm überhörten
wir dann auch den Wecker und schafften es nur mit grösster Eile, einigermassen
zur vereinbarten Zeit bereit zu sein. Immer noch regnete es, und von Leopoldo
war weit und breit keine Spur. Etwas gefrustet setzten wir uns in den
Gemeinschaftsbereich und warteten, bis unser Führer endlich auftauchte. Der
Arme war seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen um das Boot von den
Wassermassen zu befreien – so war jedenfalls seine Ausrede. Mittlerweile hatte
der Regen zum Glück aufgehört und mit neuer Motivation starteten wir zusammen
mit der Französin Jessica und dem Belgier Serge die Fahrt. Auf dem Weg zur
ersten Lagune hatten wir dann riesiges Glück, und sahen aus nächster Nähe die
rosa Delfine, die für den Amazonas so berühmt sind. Mit Pfeifen lockte Leopoldo
die Tiere immer wieder zu unserem Boot, von wo aus wir sie immer wieder
auftauchen und Luft holen sahen. Ein atemberaubendes Erlebnis.
 |
endlich hatte Leopoldo sein Boot vom Wasser befreit |
 |
Serge & Jessica |
 |
wer findet den rosaroten Delfin? |
Mit dem Boot
fuhren wir anschliessend weiter zur Laguna de Tarapoto, wo sich Alessandro und
Serge überwanden und in das trübe Wasser sprangen. Durch den Bosque Inhundado
(überschwemmten Urwald) erreichten wir ein weiteres Highlight: Die riesigen Blätter
der Lotusblume, die schwerelos auf der Wasseroberfläche zu schweben schienen.
Nie hatten wir Blätter mit so grossem Umfang gesehen. Zum Schluss besuchten wir
noch ein indigenes Dorf in Peru, das wir über Baumstämme balancierend und
streckenweise barfuss durchs Wasser watend erkundeten.
 |
der, der mit den Piranhas schwimmt... |
 |
... und überlebt hat |
 |
Bosque Inhundado - in der Trockenzeit kann man hier zu Fuss gehen |
 |
früh übt sich wer ein Nussschalen-Meister werden will |
 |
Blätter der Lotusblume |
 |
Lotusblume |
 |
Eingang zu einem indigenen peruanischen Dorf |
 |
und schon verschwindet der Weg im Wasser |
 |
hier ist ein guter Gleichgewichtssinn gefragt |
 |
und nun, wie weiter? |
 |
na klar, Schuhe weg und weiter durchs Wasser! |
Zurück in der Unterkunft angekommen
überbrachte uns die Französin die Nachricht, dass sie die mit uns zusammen
geplante Tour nicht mehr machen wollte. Dies versetzte uns in eine blöde Lage,
da wir unsere Reisepläne den ihren angepasst hatten und nun nicht mehr garantiert
war, dass wir die Tour machen konnten, da der Preis von der Teilnehmerzahl
abhing. Wie geplant kehrten wir trotzdem nach Leticia zurück, während sie und
der Belgier noch eine Nacht in Puerto Nariño verbringen wollten. Die Rückfahrt
auf dem Amazonas war etwas weniger beeindruckend, da der Himmel mit grauen
Wolken verhangen war.
In Leticia bezogen wir unser vorreserviertes Hotelzimmer
und kontaktierten umgehend das Reisebüro, um die eintägige Amazonaswanderung
wegen dem hohen Wasser abzusagen und uns zu erkundigen, ob sich noch weitere
Interessenten gefunden hatten, um die Französin auf der Flusstour zu ersetzen.
Sie baten uns am nächsten Tag wieder zu kommen, da noch die Zusage anderer
Touristen ausstehend war.
Den freien Tag nutzten wir, um am Pool zu faulenzen
und die Blogeinträge zu aktualisieren. Ausserdem beschlossen wir, den Ort Santa Rosa in Peru für ein spätes
Mittagessen zu besuchen. Viel mehr als einige Restaurants waren dort jedoch nicht
zu finden. Einen Unterschied zu dem Nachbarort auf der kolumbianischen Seite
des Amazonas konnten wir nicht feststellen. Vor allem die verrückten
Restaurantbesitzer werden uns in Erinnerung bleiben, die Affen züchten und
diese in kleinen Käfigen oder angekettet dahinvegetieren lassen. Traurig
beobachteten wir das eine Tier, das aus lauter Langeweile Kunststücke
einzustudieren schien.
 |
Swimming Pool unseres Hotels |
 |
auf der anderen Flusseite beginnt bereits Peru |
 |
Kolumbien vs. Peru - wer findet den Unterschied? |
 |
Freiluft-Coiffeur ohne Elektrizität |
 |
Dressur-Affe :-( |
Im Boot auf dem Rückweg sahen wir
dann, dass über Leticia eine riesige graue Rauchwolke schwebte. Wie uns der
Bootsführer berichtete, sei eine Bäckerei nahe dem Hafen in Flammen
aufgegangen. Und tatsächlich, gleich in der ersten Strasse Richtung Zentrum
brannte ein Gebäude lichterloh und das ganze Gebiet war von der Feuerwehr
abgesperrt. Wir hofften inständig, dass das Feuer nicht auch noch auf die
hauptsächlich aus Holz errichteten Nachbargebäude übergeht. Die Situation der
Betroffenen stimmte uns sehr nachdenklich, da diese bestimmt nicht über eine
Versicherung verfügen und deshalb vor einem schwierigen Neuanfang stehen. Gegen
Abend hatte die Feuerwehr zum Glück die Situation im Griff, wie das
Lokalfernsehen zu berichten wusste.
 |
dicke Rauchwolke über Leticia |
 |
Grosseinsatz der Feuerwehr |
Betreffend der Amazonastour bewahrheiteten
sich unsere Befürchtungen: es waren keine weiteren Anmeldungen eingegangen und
die Tour für uns deshalb unerschwinglich. Da es für uns rund um Leticia durch
das Wetter nicht mehr viel zu entdecken gab, verlegten wir unseren Flug einen
Tag vor, um nicht am Hotelpool zu versauern.
Den letzten Tag nutzten wir noch, um
auch die brasilianische Grenzstadt Tabatinga
zu besuchen. Mit einem Mietroller fuhren wir über die Grenze (natürlich ohne kontrolliert
zu werden), und kurvten durch das wenig spektakuläre Örtchen. Nun war alles in
Portugiesisch gekennzeichnet, und aus den Boxen dröhnten Samba-Rhythmen.
Abgesehen davon konnten wir keine Unterschiede entdecken, denn auch Spanisch
sprachen alle.
 |
zentraler Platz Tabatingas |
Da wir uns etwas mit der Reisezeit
verschätzt hatten, konnten wir nicht alle gewünschten Aktivitäten unternehmen. Um
den Amazonas, den wasserreichsten Fluss der Welt, zu erleben, war uns aber vor
allem wichtig, diesen auf dem Wasserweg zu erkunden. An Wasser mangelte es
während dieser Zeit überhaupt nicht, weshalb der Amazonas bei uns trotzdem
einen gewaltigen Eindruck hinterlassen hat.
 |
bye bye Amazonas... |