Freitag, 2. März 2012

23. – 26. Februar 2012: Panama: Boquete und Umgebung


Nach diesen Tagen am Strand zog es uns wieder in die Höhe. Wir entschieden uns für Boquete, ein von amerikanischen Rentnern bevorzugter Ort, was an den schönen Bauten und dem gepflegten Stadtkern schnell zu erkennen war. Ausserdem ist dieser Ort, gelegen auf 1‘000 M.ü.M., von einem netten Bergpanorama umgeben mit Sicht auf den Vulkan Barú, dem höchsten Berg des Landes (3‘475 m), und bietet ein angenehm mildes Klima. Wir hatten im Vorfeld vom Wanderweg Sendero Los Quetzales gelesen, der durch einen Nebelwald führt. Boquete war der Endpunkt dieser Wanderung, weshalb wir dort unser Gepäck deponierten und am nächsten Tag nur mit den kleinen Rucksäcken bewaffnet nach Guadalupe reisten, von wo aus wir die Wanderung starten wollten. Wir fühlten uns wie in einem schweizerischen Bergdorf. Sogar unsere Unterkunft hatte das Flair einer SAC-Hütte in unseren Bergen. Nur dass vor dem Haus unzählige Kolibris herumschwirrten und nicht unsere einheimischen Spatzen. 

Parque de las Madres

Boquetes hügelige Umgebung

Volcán Barú - kein typischer Kegel

Los Quetzales Lodge....

.... mit SAC-Hütten-Flair

Kolibri




Topmotiviert und mit selbstgemachten Sandwiches bewaffnet starteten wir unseren Marsch am Ende der asphaltierten Strasse und damit auch die Jagd auf unseren seit Guatemala gesuchten Vogel: den Quetzal. Wir liessen uns noch erklären, wie der Gesang dieses Vogels tönt, um ihn keinesfalls zu verpassen, und nahmen die erste Steigung in Angriff. Bereits nach der ersten halben Stunde des Weges bis zur Rangerstation waren wir ausser Atem – eindeutig waren wir in der letzten Zeit zu oft auf der faulen Haut gelegen, aber die Überwindung von 900 Höhenmetern (von 1‘600 m bis 2‘500 m) war auch nicht ohne. 

ewiger Nebel

Rangerstation auf 2'500 M.ü.M.


Von da an sollte es jedoch vor allem bergab gehen. Wir hatten uns im Vorfeld über den Wanderweg erkundigt und uns wurde gesagt, dass wir diesen problemlos ohne Führer absolvieren könnten. Schnell merkten wir jedoch, dass dort nicht täglich Wanderer durchkommen. Häufig mussten wir über umgefallene Baumstämme steigen oder mit teilweise verrotteten oder fehlenden Treppenstufen kämpfen. Die Umgebung war jedoch traumhaft schön. Wir begegneten lange keinem Menschen und konnten in Ruhe den Tiergeräuschen lauschen. Der Quetzal hatte sich bestimmt gut in den Baumkronen positioniert, sodass wir ihn nicht zu Gesicht bekamen. Nach ungefähr zwei Stunden Wanderung kamen wir plötzlich an eine Stelle, wo der Wanderweg abrupt endete. Dort muss vor einiger Zeit eine Steinlawine heruntergedonnert sein. Wir meinten jedoch in diesem Hang einen Weg erkennen zu können und machten uns daran, den Abstieg zu wagen. Dieser war jedoch steiler und gefährlicher als gedacht, sodass wir diesen nur rückwärts hinunterkletternd absolvieren konnten. Die Steinbrocken, an denen wir uns festhalten wollten, lockerten sich unter unserem Gewicht und rollten den Abhang hinunter. Nach einigen Metern des beschwerlichen Herunterkletterns entschieden wir uns, wieder umzudrehen, da uns der Weg viel zu gefährlich erschien. Der Aufstieg war aber schwieriger gedacht. Alessandro konnte mir noch helfen, mit den Füssen Halt zu finden, er selber fand an einer prekären Stelle jedoch kaum einen festsitzenden Stein, um sich hinaufziehen zu können. Mit mehr Glück als Verstand überstanden wir diesen Streckenabschnitt unbeschadet und standen mit schlotternden Knien wieder am Ende des Weges. Nachdem wir uns vom ersten Schreck erholt hatten, schauten wir uns etwas besser nach einer alternativen Route um. Und tatsächlich erkannten wir plötzlich, wo der Wanderweg weitergehen sollte: auf der anderen Seite der Steinlawine. Also überquerten wir ohne grosse Schwierigkeiten den Abschnitt und fanden uns auf dem richtigen Pfad wieder. 

sichere Wanderwege?!

unser Ziel verbirgt sich noch hinter den Wolken

dieser steile Hang wurde uns beinahe zum Verhängnis


Nach diesem Erlebnis waren wir uns sicher, dass wir damit belohnt werden, den Quetzal doch noch zu sehen. Nach einer weiteren Stunde Wanderung trafen wir auf eine Gruppe älterer Amerikaner, die teilweise in Boquete ihren Ruhesitz gefunden hatten und zum vermehrten Male diesen Weg beschritten. Sie berichteten uns, dass sie nur kurze Zeit zuvor bereits auf den gesuchten Vogel gestossen waren. Netterweise entschieden sie sich umzudrehen und uns auf dem letzten Stück zu begleiten, um bei der Suche nach dem Quetzal behilflich zu sein. Die entsprechenden Vogellaute nachahmend liefen wir nun mit der kleinen Gruppe durch den Wald. Und tatsächlich, kurz bevor der Wanderweg endete, konnten wir ihn zuerst hören und dann auch sehen. Der Vogel war zwar etwas kleiner als erwartet, aber nichtsdestotrotz eine imposante Gestalt. Das ausgewachsene Männchen trägt zwei lange Schwanzfedern, die er auf dem Ast sitzend stolz präsentierte. Auch die zwei Weibchen waren in den schönsten Farben gezeichnet. 

traumhafte Umgebung

unser erster Quetzal - ein prächtiges Männchen

und hier noch ein Weibchen, zu erkennen am schwarzen Schnabel


Beschwingt setzten wir nach dieser Begegnung den letzten Teil der Wanderung fort. Dieser führte noch einmal über drei Hügel, die insbesondere mir einen hochroten Kopf und eine schweissnasse Stirn bescherten. Angelangt an der Rangerstation boten uns die Amerikaner an, in ihrem Auto nach Boquete mitzufahren. Zwei Ehefrauen machten uns sogar im vorderen Teil des Autos Platz und setzten sich dafür selbstlos in den Kofferraum. Als wir sahen welch lange Strecke wir noch bis zu unserem Hostel hätten zurücklegen müssen waren wir wahnsinnig froh, so bequem und schnell wieder zurückgekehrt zu sein. 

Heimatgefühle!

geschafft!


Am Abend dachten wir mit gemischten Gefühlen an die Wanderung zurück. Erst da wurde uns richtig bewusst, welcher Gefahr wir uns ausgesetzt hatten und wie glücklich wir uns schätzen können, dass uns nichts passiert ist. Sicherlich werden wir in Zukunft zweimal nachdenken, bevor wir ein solches Wagnis eingehen. 


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