Sonntag, 18. März 2012

29. Februar – 6. März 2012: Panama: Panama City


Wir hatten uns schon im Vorfeld riesig gefreut, nach Panama City zu kommen. Nachdem wir nun bereits längere Zeit keine Stadt mehr besichtigt hatten, schien uns dies eine tolle Abwechslung. Ausserdem wussten wir, dass wir bekannte Gesichter antreffen würden, was uns nach den vielen Reisewochen doch langsam gefehlt hatte. 

Die Suche nach einem Hostel stellte sich als richtige Herausforderung heraus. Luxushotels gibt es unzählige, in unserer Budgetklasse und in einer sicheren Gegend etwas zu finden ist praktisch unmöglich. So erinnerten wir uns an Naty und Shiran, Mutter und Tochter aus Panama City israelischer Herkunft, die wir in Honduras auf der Busfahrt kennengelernt hatten. Per E-Mail kontaktierten wir Naty und hofften, dass sie uns Tipps zur Unterkunftssuche geben könnte. Aber es kam viel besser! Ohne zu zögern bot uns Naty an, bei ihr zu Hause zu übernachten. Sie habe ein Doppelzimmer mit eigenem Bad für uns bereit. Gerne nahmen wir dieses unschlagbare Angebot an obwohl wir nicht wussten, in welche Gegend es uns verschlagen sollte. 

Naty holte uns am Busterminal ab und schon da merkten wir, dass sie sich wirklich riesig freute, uns wiederzusehen und uns ihre Stadt zu zeigen. Wir fuhren durch den Feierabendverkehr und blickten staunend aus den Autofenstern. So riesige Wolkenkratzer und moderne Architektur hatten wir schon lange nicht mehr gesehen. Kribbelig warteten wir darauf, endlich zu erfahren, wo die Familie Mizrachi wohnt. Zuerst fuhren wir jedoch noch beim Trump-Tower vorbei. Ein von Donald Trump erstelltes Luxushotel der gehobenen Klasse. Hundert Meter weiter entfernt bog Naty in eine von Sicherheitsmännern bewachte Einfahrt. Wir schauten uns nur noch fragend an und ahnten langsam, was uns im Innern erwarten sollte. Als wir aus dem Fahrstuhl stiegen und vor der riesigen Holztüre standen waren wir nervöser als alle Kandidaten bei der Fernsehsendung „Das Herzblatt“…

Zuerst kam uns ein kleiner Hund entgegengehüpft und schon standen wir im enormen Wohnzimmer des 310 m2 grossen Appartements. Die Böden verkleidet mit edlen Steinplatten, übergrosse Fernsehbildschirme und ein Balkon mit Blick über den Pazifischen Ozean und einen Teil der Skyline von Panama City: einfach nur atemberaubend! Weiter ging es vorbei an der edel ausgestatten Küche, an welche die Wäscherei und der Wohnbereich der Haushaltshilfe grenzen, in die drei Schlafzimmer. Jeder Raum verfügt über ein privates Badezimmer, die Mädchenzimmer über einen zusätzlichen Ankleideraum. Uns wurde das Zimmer des Zwillingsbruders von Shiran überlassen, Idan musste während dieser Zeit das Bett mit seiner Mutter teilen. Wir standen kopfschüttelnd in unserer neuen Bleibe und konnten unser Glück kaum fassen. Einfach unglaublich, dass uns Naty, die uns kaum kannte und mit uns noch nicht viele Worte gewechselt hatte, ohne Umschweife ihre Wohnung angeboten hatte und ausserdem nur so darauf brannte, uns ihre geliebte Stadt zu zeigen. Auch Shiran strahlte über das ganze Gesicht als sie uns wiedersah. Mit viel Interesse lauschten die beiden unseren Geschichten der vergangenen paar Wochen.

links unser neues Zuhause (Natytower)

Aussicht vom Balkon

Sicht vom Balkon auf den Trump-Tower

Aussicht von der Küche

von der Dachterrasse aus sieht man sogar die Altstadt

Aussicht von der Dachterrasse über die Skyline


Noch am gleichen Abend machten wir uns auf, um die Altstadt Casco Viejo zu erkunden. Ein Quartier, das in einem krassen Gegensatz zu der modernen Skyline der restlichen Stadt steht, die nur so vor Baustellen strotzt. Die Kolonialbauten erinnerten uns stark an die Strassen von Havanna. 

Skyline by night

Auf den nächsten Tag hatten wir uns schon riesig gefreut, denn endlich konnten wir Bojan, Alessandros engen Freund aus der Schweiz, in der Stadt treffen. Wir hatten alle so viel zu erzählen, dass an eine gemeinsame Stadtbesichtigung nicht zu denken war. Wir setzten uns deshalb lieber in ein Restaurant um gemeinsam zu essen und von den vergangenen Monaten zu berichten. 
grosses Wiedersehen

Als Bojan für seinen Geschäftstermin aufbrechen musste entschieden wir uns, die Altstadt noch einmal bei Tageslicht zu besuchen. Neben der Kathedrale und dem abgeriegelten imposanten Präsidentenpalast besichtigten wir die verschiedenen kleinen Plätze und schlenderten an den Marktständen der Einheimischen Kunas vorbei, um unsere Souvenirsammlung zu komplettieren. Casco Viejo ist perfekt um durch die Strassen und Läden zu streifen, in einem Restaurant um die Plaza einen frischen Fruchtsaft zu trinken und die vorbeiziehenden Menschen zu beobachten. Um uns eine Taxifahrt nach Hause zu sparen entschieden wir uns, von Casco Viejo über die erst kürzlich errichtete Cinta Costera bis zur anderen Stadtseite zu gehen. Diese Küstenstrasse ist für Fussgänger, Velofahrer und Inline-Skater reserviert, die sich nach getaner Arbeit vor einer spektakulären Kulisse noch etwas bewegen möchten oder sich auf einen kleinen Tratsch treffen. 

Casco Viejo

die Kathedrale

der Präsidentenpalast

könnte das nicht auch Havanna sein?!

Plaza Bolívar

kolonialer Charme in der Plaza Bolívar

Paseo de las Bóvedas

Skyline von Casco Viejo aus




die Schiffe warten auf den Einlass in den Kanal

Plaza de Francia

Cinta Costera

Monumento Balboa

Cinta Costera

wo die Kleinsten bereits ein Auto fahren...


El Tornillo...

... Alessandros Liebling aus hundert Perspektiven



"The Brand That Builds Panama": und Berner sollen langsam sein?!

auch die Grossstadt hat ihre romantischen Augenblicke

Am nächsten Tag trafen wir uns wieder mit Bojan, um den Causeway, eine Strecke welche die Stadt mit den davorliegenden kleinen Inseln verbindet, mit einem Mietfahrrad unsicher zu machen. An der Velovermietung angekommen verliebten wir uns sogleich in die erhältlichen Familienfahrräder, die von bis zu vier Personen benutzt werden können. Wir radelten also zu dritt los und merkten relativ schnell, dass diese viel mehr Muskelkraft benötigten als die zweirädrigen Drahtesel. Wir liessen uns den Spass jedoch nicht verderben und strampelten was das Zeug hielt. Vorbei an riesigen Frachtschiffen und vor der Kulisse der Skyline Panama Citys erreichten wir verschwitzt den letzten Punkt der Insel, wo wir uns in einem Restaurant eine riesige Portion Eis und andere Süssigkeiten gönnten, um uns für die Rückfahrt zu stärken. Nachdem wir gegen den starken Gegenwind ankämpfend endlich wieder bei der Fahrradvermietung ankamen und unser Gefährt abgegeben hatten, statteten wir Casco Viejo einen erneuten Besuch ab, um dort eine Kleinigkeit zu Essen. Nachdem wir noch eine Weile um den Swimming Pool von Bojans Hotel gesessen waren mussten wir uns leider auch schon wieder von ihm verabschieden, da die restlichen Tage noch mit Geschäftsterminen vollbepackt waren. 

die Jungs mit den strammen Wadeln

Causeway


riesen Kolloss vor der Kanaleinfahrt

willkommene Abkühlung

Etwas traurig kehrten wir zu Naty zurück, die uns noch Panama Viejo zeigen wollte. Der Ort, wo die Stadt ursprünglich angesiedelt war, im 18. Jahrhundert aber von Piraten niedergebrannt wurde. Heute sind deshalb leider nur noch einige Reste davon erhalten. Unter anderem ein Turm, von dem aus man einen grossen Teil der Stadt überblicken konnte. 

die Reste der Kathedrale

Reste der ursprünglichen Stadt

Aussicht auf die heutige Stadt

Und endlich sollte der Höhepunkt kommen: der Panamakanal. Nachdem wir von unserer panamaischen Mutter durch weitere Teile von Panama Stadt geführt wurden, unter anderem auf den Hügel, wo die grosse Flagge Panamas weht, La Bandera, von wo aus man einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt und Teile des Kanals hatte, kamen wir beim Besucherzentrum Miraflores an. Von dort aus hat man einen besonders guten Blick auf die durch die Schleusen passierenden Schiffe. Vor dem Eingang standen unzählige Touristen unschlüssig herum. Bald erfuhren wir auch warum. Im Besucherzentrum hatte es einen Wasserrohrbruch gegeben und der Eingangsbereich war überflutet. Als wir durch die Glastüren des Eingangs spähten konnte man meinen, es regne im Innern des Gebäudes. Uns war klar, dass dieses Problem nicht am selben Tag geregelt werden konnte, und deshalb entschieden wir uns, nach unserer San Blas Exkursion noch einmal unser Glück zu versuchen. 

La Bandera

Panama von oben

Casco Viejo von oben

der Kanal

Am Sonntag wartete dann ein Ausflug in die Ferienresidenz der Familie Mizrachi auf uns. Bevor wir uns am Strand erholen wollten ging es jedoch noch in die Höhe nach El Valle, einem wunderschönen Hochland umgeben von grünen Hügeln und blühenden Blumen. An der Pazifikküste im Ort Coronado, wo ein weiteres Reichenviertel steht und die vermögenden Panamaer und ausländische Gäste ihre Freizeit verbringen, steht auch das Wochenendhaus der Mizrachis. Von dort aus besuchten wir den Strand mit schwarzem Vulkansand und genehmigten uns anschliessend noch ein erfrischendes Bad im hauseigenen Pool. Ja, so könnten Sonntage jeweils aussehen! Am Abend sassen wir nach Monaten wieder einmal in einem Kinosaal. Die Komödie „This Means War“ hatte viele Lacher bereit und das Publikum konnte sich teilweise kaum mehr halten. 

el Valle

Outfit extra abgestimmt

Strand von Coronado

Ferienhaus der Familie Mizrachi

Nach diesem entspannenden Tag legten wir noch einen Tag des süssen Nichtstuns ein, und nutzten den Pool des „Naty-Towers“, wie wir mittlerweile unsere Zweitwohnung in Panama City nannten. Schliesslich mussten wir uns auf unser Inselabenteuer vorbereiten, das uns ab dem kommenden Tag erwarten sollte: San Blas, oder wie die Indigenen die Inseln nennen: Kuna Yala. (separater Bericht folgt)

Pool des Natytowers...

... vor so einer Kulisse muss man vor Freude in die Luft springen!

etwas Luxus muss auch mal sein...

Martinas neue Lieblingsbeschäftigung


Und wieder zurück in Panama City: Nachdem wir vier Nächte und fünf Tage weit weg von allen Annehmlichkeiten verbracht hatten freuten wir uns umso mehr, erneut unser luxuriöses Zimmer beziehen zu können und wieder normal zu duschen. Am Abend trafen wir uns noch mit dem argentinischen Paar Julieta und Lucio sowie dem Paar aus Zürich, Sandra und Simon, zu einem italienischen Festmahl, denn schliesslich galt es Sandras Geburtstag zu feiern. Da wir alle erschöpft waren liessen wir die grosse Party bleiben und begnügten uns mit einem gemütlichen Drink in der Partymeile der Stadt, der Calle Uruguay, um den Abend ausklingen zu lassen. 

Geburtstagsdrink

Am Sonntag hatte Naty noch einmal ein nettes Touristenprogramm ausgearbeitet. Etwas ausserhalb der Stadt rund um den Lago Gamboa führte sie uns zu einer riesigen Hotelanlage. Dort konnten wir Krokodile und Wasserschildkröten aus nächster Nähe betrachten und neidisch auf die Liegestühle des unglaublich luxuriösen und für uns unerschwinglichen Hotels spähen, sowie die Aussicht auf den See geniessen. Auf dem Weg zurück Richtung Panamakanal statteten wir auch noch dem Sendero el Charco einen Besuch ab. Der Wanderweg an sich alles andere als spektakulär, vom „Wasserfall“ ganz zu schweigen, aber die unüberhörbaren Brüllaffen durch die Bäume schwingen zu sehen war ein nettes Erlebnis. 

eindrucksvolle Lobby...

... mit Sicht auf den Gamboa-See

Und endlich war es soweit, der Panamakanal wartete auf uns. Beim Besucherzentrum Miraflores angekommen wartete zwar wieder eine grosse Menschenmenge auf uns, dieses Mal war jedoch kein Wasserschaden vorhanden und deshalb alles zugänglich. Zuerst schauten wir uns auf der Tribüne an, wie ein riesiges, bis zum Anschlag beladenes Frachtschiff durch die Miraflores-Schleuse gezogen wurde. Sogar technisch nicht sehr versierte Menschen stehen mit grossen Augen da und staunen, wie diese Wassermassen scheinbar wie von Zauberhand von Schleuse zu Schleuse befördert werden und wie sich die Schiffe der Grösse eines Hochhauses meterweit absenken, um anschliessend auf Meereshöhe weiterzufahren. 
Im Museum wird die Geschichte des Kanales gut verständlich erklärt. Faszinierend, welche Erdmassen bewegt werden mussten um den Kanal überhaupt zu bilden und wie vor hundert Jahren bereits das technische Wissen vorhanden war, um die benötigten Maschinen dafür zu bauen. Nicht zu vergessen sind auch tausende von Menschen die während der Arbeit im Kanal durch Krankheiten ihr Leben lassen mussten. Bis zum Hundertjährigen Jubiläum im Jahr 2014 soll der Kanal erheblich erweitert werden. Dann werden noch grössere Schiffe durch die Schleusen bugsiert werden. Endlich können dann auch die unglaublichen Wassermassen wiederverwendet werden, die sie bis heute noch ungenutzt verschwenden. 

Besucherzentrum Miraflores

Einfahrt in die Miraflores-Schleusen

langsam wird der Wasserspiegel gesenkt

das Frachtschiff wird durch die erste Schleuse gezogen...


... und weiter durch die zweite...

... und ab in den Pazifik.


Kaum in Panama angekommen war das Abenteuer nach drei Wochen schon wieder vorbei. Wir werden uns an ein wunderschönes und vielfältiges Land zurückerinnern, das noch nicht von der grossen Touristenmasse entdeckt wurde und gerade deshalb noch einen grossen Charme besitzt. 

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