Wir hatten uns schon im Vorfeld riesig gefreut, nach Panama
City zu kommen. Nachdem wir nun bereits längere Zeit keine Stadt mehr
besichtigt hatten, schien uns dies eine tolle Abwechslung. Ausserdem wussten
wir, dass wir bekannte Gesichter antreffen würden, was uns nach den vielen
Reisewochen doch langsam gefehlt hatte.
Die Suche nach einem Hostel stellte sich als richtige
Herausforderung heraus. Luxushotels gibt es unzählige, in unserer Budgetklasse
und in einer sicheren Gegend etwas zu finden ist praktisch unmöglich. So
erinnerten wir uns an Naty und Shiran, Mutter und Tochter aus Panama City
israelischer Herkunft, die wir in Honduras auf der Busfahrt kennengelernt
hatten. Per E-Mail kontaktierten wir Naty und hofften, dass sie uns Tipps zur
Unterkunftssuche geben könnte. Aber es kam viel besser! Ohne zu zögern bot uns
Naty an, bei ihr zu Hause zu übernachten. Sie habe ein Doppelzimmer mit eigenem
Bad für uns bereit. Gerne nahmen wir dieses unschlagbare Angebot an obwohl wir
nicht wussten, in welche Gegend es uns verschlagen sollte.
Naty holte uns am Busterminal ab und schon da merkten wir,
dass sie sich wirklich riesig freute, uns wiederzusehen und uns ihre Stadt zu
zeigen. Wir fuhren durch den Feierabendverkehr und blickten staunend aus den
Autofenstern. So riesige Wolkenkratzer und moderne Architektur hatten wir schon
lange nicht mehr gesehen. Kribbelig warteten wir darauf, endlich zu erfahren,
wo die Familie Mizrachi wohnt. Zuerst fuhren wir jedoch noch beim Trump-Tower
vorbei. Ein von Donald Trump erstelltes Luxushotel der gehobenen Klasse.
Hundert Meter weiter entfernt bog Naty in eine von Sicherheitsmännern bewachte
Einfahrt. Wir schauten uns nur noch fragend an und ahnten langsam, was uns im
Innern erwarten sollte. Als wir aus dem Fahrstuhl stiegen und vor der riesigen
Holztüre standen waren wir nervöser als alle Kandidaten bei der Fernsehsendung „Das
Herzblatt“…
Zuerst kam uns ein kleiner Hund entgegengehüpft und schon
standen wir im enormen Wohnzimmer des 310 m2 grossen Appartements.
Die Böden verkleidet mit edlen Steinplatten, übergrosse Fernsehbildschirme und
ein Balkon mit Blick über den Pazifischen Ozean und einen Teil der Skyline von
Panama City: einfach nur atemberaubend! Weiter ging es vorbei an der edel
ausgestatten Küche, an welche die Wäscherei und der Wohnbereich der
Haushaltshilfe grenzen, in die drei Schlafzimmer. Jeder Raum verfügt über ein
privates Badezimmer, die Mädchenzimmer über einen zusätzlichen Ankleideraum.
Uns wurde das Zimmer des Zwillingsbruders von Shiran überlassen, Idan musste
während dieser Zeit das Bett mit seiner Mutter teilen. Wir standen kopfschüttelnd
in unserer neuen Bleibe und konnten unser Glück kaum fassen. Einfach
unglaublich, dass uns Naty, die uns kaum kannte und mit uns noch nicht viele
Worte gewechselt hatte, ohne Umschweife ihre Wohnung angeboten hatte und
ausserdem nur so darauf brannte, uns ihre geliebte Stadt zu zeigen. Auch Shiran
strahlte über das ganze Gesicht als sie uns wiedersah. Mit viel Interesse
lauschten die beiden unseren Geschichten der vergangenen paar Wochen.
 |
links unser neues Zuhause (Natytower) |
 |
Aussicht vom Balkon |
 |
Sicht vom Balkon auf den Trump-Tower |
 |
Aussicht von der Küche |
 |
von der Dachterrasse aus sieht man sogar die Altstadt |
 |
Aussicht von der Dachterrasse über die Skyline |
Noch am gleichen Abend machten wir uns auf, um die Altstadt Casco Viejo zu erkunden. Ein Quartier,
das in einem krassen Gegensatz zu der modernen Skyline der restlichen Stadt
steht, die nur so vor Baustellen strotzt. Die Kolonialbauten erinnerten uns
stark an die Strassen von Havanna.
 |
Skyline by night |
Auf den nächsten Tag hatten wir uns schon riesig gefreut,
denn endlich konnten wir Bojan, Alessandros engen Freund aus der Schweiz, in
der Stadt treffen. Wir hatten alle so viel zu erzählen, dass an eine gemeinsame
Stadtbesichtigung nicht zu denken war. Wir setzten uns deshalb lieber in ein
Restaurant um gemeinsam zu essen und von den vergangenen Monaten zu berichten.
 |
grosses Wiedersehen |
Als Bojan für seinen Geschäftstermin aufbrechen musste entschieden wir uns, die
Altstadt noch einmal bei Tageslicht zu besuchen. Neben der Kathedrale und dem
abgeriegelten imposanten Präsidentenpalast besichtigten wir die verschiedenen
kleinen Plätze und schlenderten an den Marktständen der Einheimischen Kunas vorbei,
um unsere Souvenirsammlung zu komplettieren. Casco Viejo ist perfekt um durch
die Strassen und Läden zu streifen, in einem Restaurant um die Plaza einen
frischen Fruchtsaft zu trinken und die vorbeiziehenden Menschen zu beobachten.
Um uns eine Taxifahrt nach Hause zu sparen entschieden wir uns, von Casco Viejo
über die erst kürzlich errichtete Cinta
Costera bis zur anderen Stadtseite zu gehen. Diese Küstenstrasse ist für
Fussgänger, Velofahrer und Inline-Skater reserviert, die sich nach getaner
Arbeit vor einer spektakulären Kulisse noch etwas bewegen möchten oder sich auf
einen kleinen Tratsch treffen.
 |
Casco Viejo |
 |
die Kathedrale |
 |
der Präsidentenpalast |
 |
könnte das nicht auch Havanna sein?! |
 |
Plaza Bolívar |
 |
kolonialer Charme in der Plaza Bolívar |
 |
Paseo de las Bóvedas |
 |
Skyline von Casco Viejo aus |
 |
die Schiffe warten auf den Einlass in den Kanal |
 |
Plaza de Francia |
 |
Cinta Costera |
 |
Monumento Balboa |
 |
Cinta Costera |
 |
wo die Kleinsten bereits ein Auto fahren... |
 |
El Tornillo... |
 |
... Alessandros Liebling aus hundert Perspektiven |
 |
"The Brand That Builds Panama": und Berner sollen langsam sein?! |
 |
auch die Grossstadt hat ihre romantischen Augenblicke |
Am nächsten Tag trafen wir uns wieder mit Bojan, um den Causeway, eine Strecke welche die Stadt
mit den davorliegenden kleinen Inseln verbindet, mit einem Mietfahrrad unsicher
zu machen. An der Velovermietung angekommen verliebten wir uns sogleich in die
erhältlichen Familienfahrräder, die von bis zu vier Personen benutzt werden
können. Wir radelten also zu dritt los und merkten relativ schnell, dass diese
viel mehr Muskelkraft benötigten als die zweirädrigen Drahtesel. Wir liessen
uns den Spass jedoch nicht verderben und strampelten was das Zeug hielt. Vorbei
an riesigen Frachtschiffen und vor der Kulisse der Skyline Panama Citys
erreichten wir verschwitzt den letzten Punkt der Insel, wo wir uns in einem
Restaurant eine riesige Portion Eis und andere Süssigkeiten gönnten, um uns für
die Rückfahrt zu stärken. Nachdem wir gegen den starken Gegenwind ankämpfend
endlich wieder bei der Fahrradvermietung ankamen und unser Gefährt abgegeben
hatten, statteten wir Casco Viejo einen erneuten Besuch ab, um dort eine
Kleinigkeit zu Essen. Nachdem wir noch eine Weile um den Swimming Pool von
Bojans Hotel gesessen waren mussten wir uns leider auch schon wieder von ihm
verabschieden, da die restlichen Tage noch mit Geschäftsterminen vollbepackt
waren.
 |
die Jungs mit den strammen Wadeln |
 |
Causeway |
 |
riesen Kolloss vor der Kanaleinfahrt |
 |
willkommene Abkühlung |
Etwas traurig kehrten wir zu Naty zurück, die uns noch Panama Viejo zeigen wollte. Der Ort, wo
die Stadt ursprünglich angesiedelt war, im 18. Jahrhundert aber von Piraten
niedergebrannt wurde. Heute sind deshalb leider nur noch einige Reste davon erhalten.
Unter anderem ein Turm, von dem aus man einen grossen Teil der Stadt
überblicken konnte.
 |
die Reste der Kathedrale |
 |
Reste der ursprünglichen Stadt |
 |
Aussicht auf die heutige Stadt |
Und endlich sollte der Höhepunkt kommen: der Panamakanal.
Nachdem wir von unserer panamaischen Mutter durch weitere Teile von Panama
Stadt geführt wurden, unter anderem auf den Hügel, wo die grosse Flagge Panamas
weht, La Bandera, von wo aus man einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt
und Teile des Kanals hatte, kamen wir beim Besucherzentrum Miraflores an. Von
dort aus hat man einen besonders guten Blick auf die durch die Schleusen
passierenden Schiffe. Vor dem Eingang standen unzählige Touristen unschlüssig
herum. Bald erfuhren wir auch warum. Im Besucherzentrum hatte es einen
Wasserrohrbruch gegeben und der Eingangsbereich war überflutet. Als wir durch
die Glastüren des Eingangs spähten konnte man meinen, es regne im Innern des
Gebäudes. Uns war klar, dass dieses Problem nicht am selben Tag geregelt werden
konnte, und deshalb entschieden wir uns, nach unserer San Blas Exkursion noch
einmal unser Glück zu versuchen.
 |
La Bandera |
 |
Panama von oben |
 |
Casco Viejo von oben |
 |
der Kanal |
Am Sonntag wartete dann ein Ausflug in die Ferienresidenz der
Familie Mizrachi auf uns. Bevor wir uns am Strand erholen wollten ging es
jedoch noch in die Höhe nach El Valle,
einem wunderschönen Hochland umgeben von grünen Hügeln und blühenden Blumen. An
der Pazifikküste im Ort Coronado, wo
ein weiteres Reichenviertel steht und die vermögenden Panamaer und ausländische
Gäste ihre Freizeit verbringen, steht auch das Wochenendhaus der Mizrachis. Von
dort aus besuchten wir den Strand mit schwarzem Vulkansand und genehmigten uns
anschliessend noch ein erfrischendes Bad im hauseigenen Pool. Ja, so könnten Sonntage
jeweils aussehen! Am Abend sassen wir nach Monaten wieder einmal in einem
Kinosaal. Die Komödie „This Means War“ hatte viele Lacher bereit und das
Publikum konnte sich teilweise kaum mehr halten.
 |
el Valle |
 |
Outfit extra abgestimmt |
 |
Strand von Coronado |
 |
Ferienhaus der Familie Mizrachi |
Nach diesem entspannenden Tag legten wir noch einen Tag des
süssen Nichtstuns ein, und nutzten den Pool des „Naty-Towers“, wie wir
mittlerweile unsere Zweitwohnung in Panama City nannten. Schliesslich mussten
wir uns auf unser Inselabenteuer vorbereiten, das uns ab dem kommenden Tag
erwarten sollte: San Blas, oder wie die Indigenen die Inseln nennen: Kuna Yala.
(separater Bericht folgt)
 |
Pool des Natytowers... |
 |
... vor so einer Kulisse muss man vor Freude in die Luft springen! |
 |
etwas Luxus muss auch mal sein... |
 |
Martinas neue Lieblingsbeschäftigung |
Und wieder zurück in Panama City: Nachdem wir vier Nächte und
fünf Tage weit weg von allen Annehmlichkeiten verbracht hatten freuten wir uns
umso mehr, erneut unser luxuriöses Zimmer beziehen zu können und wieder normal zu
duschen. Am Abend trafen wir uns noch mit dem argentinischen Paar Julieta und
Lucio sowie dem Paar aus Zürich, Sandra und Simon, zu einem italienischen
Festmahl, denn schliesslich galt es Sandras Geburtstag zu feiern. Da wir alle erschöpft
waren liessen wir die grosse Party bleiben und begnügten uns mit einem
gemütlichen Drink in der Partymeile der Stadt, der Calle Uruguay, um den Abend
ausklingen zu lassen.
 |
Geburtstagsdrink |
Am Sonntag hatte Naty noch einmal ein nettes Touristenprogramm
ausgearbeitet. Etwas ausserhalb der Stadt rund um den Lago Gamboa führte sie uns zu einer riesigen Hotelanlage. Dort konnten
wir Krokodile und Wasserschildkröten aus nächster Nähe betrachten und neidisch
auf die Liegestühle des unglaublich luxuriösen und für uns unerschwinglichen
Hotels spähen, sowie die Aussicht auf den See geniessen. Auf dem Weg zurück
Richtung Panamakanal statteten wir auch noch dem Sendero el Charco einen Besuch ab. Der Wanderweg an sich alles
andere als spektakulär, vom „Wasserfall“ ganz zu schweigen, aber die
unüberhörbaren Brüllaffen durch die Bäume schwingen zu sehen war ein nettes
Erlebnis.
 |
eindrucksvolle Lobby... |
 |
... mit Sicht auf den Gamboa-See |
Und endlich war es soweit, der Panamakanal wartete auf uns. Beim Besucherzentrum Miraflores
angekommen wartete zwar wieder eine grosse Menschenmenge auf uns, dieses Mal
war jedoch kein Wasserschaden vorhanden und deshalb alles zugänglich. Zuerst
schauten wir uns auf der Tribüne an, wie ein riesiges, bis zum Anschlag
beladenes Frachtschiff durch die Miraflores-Schleuse gezogen wurde. Sogar
technisch nicht sehr versierte Menschen stehen mit grossen Augen da und
staunen, wie diese Wassermassen scheinbar wie von Zauberhand von Schleuse zu
Schleuse befördert werden und wie sich die Schiffe der Grösse eines Hochhauses
meterweit absenken, um anschliessend auf Meereshöhe weiterzufahren.
Kaum in Panama angekommen war das Abenteuer nach drei Wochen
schon wieder vorbei. Wir werden uns an ein wunderschönes und vielfältiges Land
zurückerinnern, das noch nicht von der grossen Touristenmasse entdeckt wurde
und gerade deshalb noch einen grossen Charme besitzt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen