Mittwoch, 29. Februar 2012

20. – 23. Februar 2012: Panama: Bocas del Toro


Von der Grenzstadt Sixaola in Costa Rica aus überquerten wir die Grenze zu unserem zweitletzten Land: Panama. Ein wirklich abenteuerlicher Weg, in ein neues Land zu gelangen. Zu Fuss geht es über eine verrostete, ca. 300 Meter lange Brücke auf die andere Seite des Grenzflusses. Eine kurze Anekdote: Fragt die deutsche Touristin den Grenzbeamten Costa Ricas in gebrochenem Spanisch: „Wo bitte erhalte ich die Formulare für die Einreise nach Puerto Rico?“. Hm, hoffentlich hat sich die Dame nicht im Land geirrt. Wir erhielten den Stempel ohne Probleme in unseren Pass und wurden gleich in einen Kleinbus getrieben, der nach Almirante führte und Ausgangspunkt für das Wassertaxi nach Bocas del Toro ist. Auf dem Weg kamen wir an unendlichen Bananenplantagen von Chiquita vorbei, aber auch an einem fussballfeldgrossen Stück Land, welches mit Müll überfüllt war, soweit das Auge reichte. Ein eher negativer erster Eindruck, den man von einem Land gewinnen kann. 

Grenzübergang Sixaola


Bocas del Toro, in unserer Phantasie ein Synonym für Paradies. Wir entschieden uns, nicht auf der Hauptinsel zu bleiben, sondern die Isla Bastimentos zu bevorzugen, wo weniger Party angesagt war. Bei bewölktem Wetter kamen wir dort an. Das erste, was uns ins Auge stach, war weiterhin viel Müll und verlotterte Holzhütten, deren Fassaden wieder einmal einen neuen Anstrich benötigen würden. Auch unser Hostelzimmer war alles andere als gemütlich aber dennoch zweckmässig, sodass wir die erfolglose Suche nach einer Alternative bald aufgaben. 

so viele Bananen für Deutschland

endlich ist die Insel Bastimentos in Sicht

von weitem macht der Ort noch einen netten Eindruck....

... und so sieht es aus der Nähe aus

Mit gemischten Gefühlen waren wir also auf einer Insel angekommen, die so gar nicht unserer Vorstellung des Paradieses entsprach. Da bereits später Nachmittag war verbrachten wir die Zeit im netten Gemeinschaftsbereich des Hostels und mit einem kurzen Spaziergang durch den Ort. 

Gemeinschaftsbereich des Hostels

Sicht vom Gemeinschaftsbereich des Hostels

heruntergekommenes Restaurant auf Stelzen

während dem wir auf das Essen warteten...



Im Restaurant Alvin setzten wir uns, um das Nachtessen zu bestellen. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde der schmutzige Tisch abgeräumt und unsere Bestellung entgegen genommen. Alessandro bestellte ein Reisgericht mit Poulet und fragte explizit, ob dies mit Kokosnussmilch zubereitet werde, da er dies nicht besonders mag. Nach einer Stunde kam dann mein Essen, ein unappetitliches Stück Poulet mit frittierten Kochbananen. Etwas später kam auch Alessandros Bestellung. Ohne zu probieren wehte uns schon der Kokosnuss-Duft entgegen. Freundlich erklärten wir die Situation und sehr unkompliziert boten sie uns an, ein anderes Gericht vorzubereiten. Eine weitere Stunde später warteten wir noch immer. Nach unserem Nachfragen in der Küche, wann wohl das zweite Gericht fertig sei stellte sich heraus, dass Alessandros Teller aus Versehen an eine andere Dame gegangen war, die eigentlich Poulet bestellt hatte aber trotzdem den ganzen Teller Schweinefleisch verzehrt hatte. Also war noch einmal Warten angesagt, bis dann endlich das richtige Essen auf unserem Tisch stand. Zu unserem unglücklichen Start in Bastimentos kam noch hinzu, dass plötzlich der Strom ausfiel, und wir so im Dunkeln (natürlich hatten wir keine Taschenlampe dabei) mit etwas Handybeleuchtung unseren Weg zurück ins Hostel ertasten mussten. 
 
Neuer Tag, neues Glück! Zu Fuss machten wir uns auf zum Wizard Beach, der auf der anderen Seite der Insel gelegen ist. Ein teilweise matschiger Weg führt durch den Wald direkt an den traumhaften Strand. Da wir früh da waren hatte es kaum Menschen dort, nur einige eingefleischte Surfer genossen die Morgensonne beim Wellenritt. Das Meer war tatsächlich eher zum Surfen gemacht, die Wellen überschlugen sich kreuz und quer und Plakate warnten von den unberechenbaren Strömungen. Nicht allzu weit entfernt sollte sich der zweite Strand befinden, der Red Frog Beach. Den Weg dorthin konnten wir jedoch nur mit Müh und Not und durch mehrmaliges Nachfragen bei Einheimischen finden. Diese versicherten uns, dass der Pfad trocken und gut zugänglich sei. Wenige Meter nach dem Start galt es bereits die erste sumpfige Stelle zu überwinden, in dem wir über sich bewegende Baumstrünke balancierten, natürlich in Flip Flops und nicht in Schuhen, die noch etwas Halt gegeben hätten. Und so ging unsere halbstündige Rutschpartie weiter, bis wir endlich den zweiten Strand erreichten, ich natürlich mit meinen Nerven am Ende. Aber die Anstrengungen hatten sich gelohnt, denn hier waren die Wellen nicht so wild, so dass wir uns auch ins Wasser wagen konnten. Der Strandabschnitt war zwar belebter, aber dennoch wunderschön und wir genossen es, den restlichen Nachmittag dort zu faulenzen. Für den Rückweg entschieden wir uns dann doch für den Bootsweg, der um einiges weniger anstrengend war. 

Wizard Beach

*schmoll*

Red Frog Beach

Red Frog Beach

Entspannungsübungen am Strand


hier der Namensgeber des Strandes

zurück in Bastimentos

Beim Frühstück am ersten Tag hatten wir den venezianischen Wirt des erst kürzlich eröffneten Restaurants Ca‘ Venice kennengelernt. Dieser hat mit seinem Sohn dort einen Neustart versucht und zurzeit seine Lebenspartnerin sowie den Cousin zu Besuch. Da sie ob der vielen Arbeit noch keine Gelegenheit hatten, etwas vom Archipel zu sehen, war für den kommenden Tag eine private Bootstour geplant und er lud uns ein, mitzukommen. Gerne nahmen wir das Angebot an und standen am nächsten morgen früh pünktlich auf der Matte, um den Tag auszunutzen. Natürlich wurde aber zuerst gefrühstückt, und bis dann auch noch der zusätzlich eingeladene Südtiroler mit seiner irischen Freundin startklar waren hätten wir gut und gerne noch eine Stunde länger schlafen können. Ich sollte es ja eigentlich langsam wissen…. 

Restaurant Ca' Venice


Das Wetter sah leider nicht so gut aus. Dunkle Wolken verdeckten die Sonne und als wir endlich mit dem Boot losfuhren, begann es sogar zu regnen. Wir liessen uns die Laune aber nicht verderben und baten alle inständig Petrus um sein Nachsehen. Als wir auf der Insel Cayo Zapatillo ankamen hatte es aufgehört zu regnen, aber die Sonne wagte sich noch nicht hervor. Trotzdem hatten wir endlich das Gefühl, wirklich in der Karibik angekommen zu sein. Eine wunderschöne verlassene Insel, denn wir waren die ersten Besucher an diesem Tag. Das Meer war ruhig und kristallklar. Die Insel liess sich in einer halben Stunde zu Fuss umrunden. Und langsam liess sich auch die Sonne blicken, und machte das karibische Flair perfekt. Wir verbrachten einige Stunden auf der Insel mit Baden und süssem Nichtstun. 

düstere Aussichten...

.... doch die Sonnenstrahlen lassen hoffen

Cayo Zapatillo

bei der Inselumrundung zeigt sich langsam der blaue Himmel


schon wieder eine Kokosnuss!

trotz der harten Arbeit leider ungeniessbar...

endlich ist die Sonne da

Karibik pur

Freude herrscht!





Am frühen Nachmittag brachte uns der Kapitän dann in eine Bucht, wo sich zu dieser Zeit jeweils die Delfine aufhalten. Wir passierten verschiedene bewohnte und unbewohnte Inselgruppen, Mangroven und einige Fischerboote, die etwas verloren auf dem Meer aussahen. In der Bucht angekommen liess sich bereits bald eine Gruppe Delfine blicken. Diese sprangen nicht weit weg von unserem Boot aus dem Wasser, um bald wieder in den Tiefen des Meeres zu verschwinden. Die Augen auf die Wasseroberfläche gerichtet versuchten wir, diese faszinierenden Tiere wieder auszumachen. Und es gelang uns wirklich, diese noch einige Male zu beobachten. Als letztes war noch Schnorcheln angesagt. Jedoch war das Wasser so trüb, dass wir kaum etwas sehen konnten und bald wieder aus dem Wasser kamen und zurück ins Boot kletterten. Müde von der vielen Sonne kehrten wir anschliessend auf die Isla Bastimentos zurück. Auf den zweiten Blick verdient Bocas del Toro die Bezeichnung Paradies, wie wir nach diesem Tag mit dem perfekten Inselfeeling gerne zugeben können.
bye bye Trauminsel...

Fischers Fritz fischt frische Fische

Fischmarkt auf dem offenen Meer

Inselwelt Bocas del Toro

Mangroven

einsame Unterkünfte



Flipper?!



Dienstag, 28. Februar 2012

17. – 20. Februar 2012: Costa Rica: Karibikküste


Auf dem Weg von San José an die Karibikküste legten wir noch einen Zwischenstopp am Río Pacuare, wo die malerischsten Raftingtouren Zentralamerikas angeboten werden, ein. Hier sollte der Schwierigkeitsgrad etwas höher sein als bei unserer ersten River Rafting Erfahrung. Da der Wasserspiegel saisonbedingt nicht so hoch war, fanden wir jedoch denselben Schwierigkeitsgrad wie beim letzten Mal vor. Oft konnten wir uns ohne grosse Action dem Flussverlauf entlang treiben lassen und die Aussicht auf den umliegenden Canyon geniessen. Wir waren zusammen mit einem lustigen Paar aus Spanien im Boot, Elena und José. Insbesondere José sorgte für viele Lacher, da er unglaublich gerne erzählte und darüber etwas das Paddeln vergass und einige Male kurz davor war, unsanft im kalten Wasser zu landen. Da er in Spanien als Reiseleiter tätig ist, hatte er aber von vielen Anekdoten zu berichten. Insgesamt waren wir ungefähr fünf Stunden auf dem Wasser. Nachdem wir einen Grossteil der Strecke zurückgelegt hatten legten wir eine Lunchpause ein, um uns für den letzten Abschnitt zu stärken und unseren Körpern etwas Erholung von den ungewohnten Bewegungen zu gönnen. Als wir am Nachmittag den Endpunkt erreicht hatten waren wir froh, uns wieder aus den nassen Klamotten schälen zu können. 

und ab in den Canyon!


Anschliessend wurden wir mit dem Shuttle-Bus nach Cahuita an der Karibikküste gebracht, wo wir erst am Abend ankamen und deshalb nur mit etwas Mühe noch eine Unterkunft fanden. Nach einem fantastischen italienischen Nachtessen (auch wir haben manchmal Lust auf etwas anderes als Reis und Bohnen) fielen wir erschöpft ins Bett. Am nächsten Vormittag statteten wir am frühen Morgen dem nahen Nationalpark von Cahuita einen Besuch ab. Die Brüllaffen hatten uns sowieso bereits früh mit ihrem Gebrüll aus dem Schlaf geholt. Und tatsächlich konnten wir zahlreiche von ihnen auch noch in den Bäumen beobachten. Auf halber Strecke wurden wir plötzlich wie aus heiterem Himmel von unzähligen Moskitos attackiert – natürlich hatten wir das Insektenschutzmittel im Hostel vergessen. Komplett zerstochen machten wir uns auf den Rückweg, ohne noch viele Blicke an die Umgebung zu verschwenden. Kurz vor dem Ausgang hatten wir jedoch das Glück, noch Faultiere zu erspähen, die wegen ihrer grauen Fellfarbe und weil sie sich selten bewegen kaum von den Baumstämmen zu unterscheiden sind (ja Lui, wenn du ein Tier wärst…). Das Highlight war eine Mutter die ihr Kind auf dem Bauch trug und sich so von Ast zu Ast bewegte.

Strand von Cahuita

natürlicher Weckruf

faules Faultier

Faultier-Mutter mit Baby

 
Mit einem umgebauten amerikanischen Schulbus legten wir die wenigen Kilometer nach Puerto Viejo zurück. Genau so stellen wir uns Jamaica, die Heimat von Bob Marley, vor: Überall konnte man Souvenirs in den Farben rot, gelb und grün kaufen und Reggae-Klänge tönten aus allen Lautsprechern. Ein wirklich charmanter Ort mit bunten Holzhäusern, karibischen und internationalen Restaurants und einem schönen Strand (kein Wunder, ist dies Claudias Wahlheimat!). 

Fischerhafen Puerto Viejo

Playa Negra von Puerto Viejo

Surferparadies?

Playa Negra

Playa Negra


Nach einem Nachmittag in der Hängematte und am Strand mieteten wir uns für den nächsten Tag zwei kultige Fahrräder mit nur einem Gang, dafür mit Rücktrittbremse. Die Mädchenversion wie es sich gehört in der Farbe pink. Wir folgten der Strasse Richtung Manzanillo, umgeben von grüner Urwaldvegetation und verschiedenen Vogelgeräuschen. Wir erhofften uns einen Tukan zu erspähen, hatten jedoch leider kein Glück. Affen waren jedoch in hoher Zahl vertreten und sogar eine Wasserschildkröte konnten wir in einem Flusslauf entdecken. 

unterwegs nach Manzanillo

was guckst du?!

einer der vielen Ríos

etwas Sonnenbräune kann nie schaden


Den ersten Stopp legten wir am Strand der Punta Uva ein, welcher uns der Hotelbesitzer wärmstens ans Herz gelegt hatte. Da gerade Sonntag war konnte man viele Einheimische dort antreffen, die mit gefüllten Kühlboxen und einer Bierflasche in der Hand um ein Grillfeuer sassen. Auch uns hat die schöne Bucht und das klare Wasser gefallen und für die dringend benötigte Abkühlung gesorgt. 

Playa Punta Uva

Playa Punta Uva


Wir schwangen uns aber bald wieder auf die Sättel, um Manzanillo noch vor dem Mittag zu erreichen. Nach einem Anstieg kam das Velo von Alessandro jedoch an seine Grenzen und – kraaaacks – war auch schon die Kette gerissen. Na toll. Das nächstgelegene Dorf war Manzanillo und doch noch ein paar Kilometer entfernt. So legten wir den Rest der Strecke teils laufend, teils mit dem Abschleppdienst Martina zurück (wie früher mit dem Töffli…). Schweissgebadet (vor allem ich) erreichten wir endlich Manzanillo, wo wir leider niemanden finden konnten, der uns die Kette hätte reparieren können. Deshalb haben wir den Verleiher unserer Fahrräder angerufen, einen 14-jährigen Jungen, der uns am Morgen jedoch professionell beraten hatte. Dem armen Kerl blieb nichts anderes übrig als seine Werkzeuge zusammenzupacken und sich auf sein Velo zu schwingen um nach Manzanillo (immerhin 13 Kilometer) zu radeln. Ganz erschöpft kam er nach 45 Minuten in Manzanillo an und machte sich sogleich daran, den Schaden zu beheben. Tatsächlich gelang es ihm, das Fahrrad wieder zum laufen zu bringen, während wir uns am Strand entspannen konnten – ungerechte Welt. 

Weiter ging‘s also mit den Fahrrädern bis zum letzten Punkt der Strasse. Dort verschlossen wir diese und gingen zu Fuss noch bis zum Aussichtspunkt weiter, wo wir einen tollen Blick über die ganze Bucht hatten und einen weiteren kaum besuchten Strand erreichen konnten, an dem die Surfer ihren Spass an den Wellen hatten. 

warten auf unseren Velomechaniker...

Siesta am Strand

Mädchen mögen's pink!

Bucht von Manzanillo

Aussichtspunkt


endlich hat er eine Welle erwischt!

einsames Strandvergnügen

eine neue Affen-Spezies?!

Ein gelungener Tag und würdiger Abschluss für unsere Zeit in Costa Rica mit vielen unvergesslichen Momenten.