Freitag, 10. Februar 2012

2. – 5. Februar 2012: Nicaragua: Río San Juan


Um uns einen beschwerlichen Streckenabschnitt per Bus und die Rückkehr von der Isla Ometepe nach Granada zu ersparen entschieden wir uns, die Fähre auf das Festland nach San Carlos zu nehmen, unweit der Grenze von Costa Rica. An mehreren Stellen hatten wir uns über die Fähre schlau gemacht, und aus vermeintlich sachkundigem Mund erfahren, dass die Boote mit bequemen, verstellbaren Sitzen ausgestattet seien, ähnlich einem Bus. 

Als die Fähre gegen Abend endlich ankam und wir uns auf das obere Touristendeck begaben trauten wir unseren Augen kaum: Anstelle der versprochenen Sessel erwartete uns eine 12-stündige Fahrt auf den unbequemen, kaum gepolsterten Holzbänken mit schmaler Rückenlehne. Da wir auf eine Reise wie in einer Sardinenbüchse nicht gerade scharf waren, gingen wir hinaus. Dort sahen wir einige Touristen, die sich auf dem ungeschützten Teil des Schiffes in Hängematten und Liegestühlen ihr Lager einrichteten. Und so entschieden wir uns, auch zwei Liegestühle (die natürlich extra kosteten) zu nehmen, um überhaupt ein Auge zuzukriegen und die Nacht einigermassen schnell hinter uns zu bringen. Zum Glück war der See sehr ruhig, sodass von Wellengang kaum die Rede war. Trotzdem wehte uns die Nachtluft ungemütlich um die Ohren. Als dann auch noch der Regen einsetzte, flüchtete ich mich in den gedeckten Bereich, wo sich auf den Holzbänken die anderen Touristen mehr oder weniger gemütlich ausgestreckt hatten und keine Anstalten machten, etwas Platz freizumachen. Die unkomplizierten Fahrgäste breiteten ihre Schlafsäcke auf dem Boden des Innenbereiches aus, während Alessandro draussen dem Unwetter standhielt. Kaum hätten wir es für möglich gehalten, dass diese 12 Stunden Bootsfahrt jemals enden würden, und dennoch kamen wir am morgen früh im Hafen von San Carlos an. 

das Lager füllt sich langsam

bequemes Schlafen sieht anders aus

endlich in San Carlos!

Am Vortag hatten wir bereits unsere Unterkunft am Río San Juan reserviert, denn seit Granada verfolgte uns die Werbung der Grand River Lodge, die ein tolles Ambiente und viele Aktivitäten versprach. Als wir dann nach weiteren eineinhalbstunden Bootsfahrt unser Ziel erreichten, sahen wir in einiger Entfernung die kargen auf Stelzen gebauten Holzhütten. Eine Brücke aus Holzbrettern führte uns in die Richtung der Unterkunft. Plötzlich endete diese aber abrupt und wir mussten uns unseren Weg durch den Schlamm suchen. Endlich bei den Hütten angekommen wurden wir nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Obwohl offensichtlich gähnende Leere in den Cabañas herrschte, musste unsere Unterkunft zuerst noch hergerichtet werden. Der Herr des Hauses tauchte bis am Abend nicht auf, und so war von versprochenen Aktivitäten, dem Ambiente, freiem Internet und Früchten, so viele man essen kann, nichts zu sehen. Etwas verärgert über die irreführende Werbung entschlossen wir uns trotzdem, eine Nacht „in the middle of nowhere“ auszuharren und uns von der anstrengenden Überfahrt zu erholen. Nach einigen Stunden Schlaf erhielten wir ein nettes verspätetes Mittagessen und lernten dabei Daisy und Charlie, Mutter und Sohn aus New York, sie jedoch ursprünglich aus Nicaragua, kennen. Auch die beiden waren enttäuscht über die trostlose Gegend, die sie hier vorgefunden hatten. Auch der Preis war unseres Erachtens etwas aus den Sternen gegriffen. So verbündeten wir uns um am späteren Abend mit dem Hausherrn den Preis neu zu verhandeln. Nach langen Diskussionen erreichten wir einen kleinen Preisnachlass, uneinsichtig blieb er aber trotzdem. 

sehr ansprechend, oder nicht?!

die erste Begeisterung....

der Pfad zu unserem Glück...

... endet plötzlich abrupt. Und jetzt?!

Ankunft in der Geisterstadt

und aus war's mit der Begeisterung!

nur die heimelige Umgebung lud zum Entspannen ein...

... das könnte doch die Aare sein!

Charlie und Daisy

Da uns in der Grand River Lodge nichts mehr hielt, nahmen wir am Morgen das erstmögliche Boot, um nach El Castillo zu kommen, unserem eigentlichen Ziel auf dem Río San Juan. Hier stehen die Ruinen einer Festung, die 1675 von den Spaniern gegen die Piraten errichtet wurde. Von dort aus hatte man einen tollen Blick über den Fluss und den auf Stelzen errichteten farbigen Ort. Als wir am Nachmittag durch das Dorf spazierten trafen wir die Familie aus Bordeaux wieder, die unser Schicksal auf der Fähre nach San Carlos geteilt hatte. Das Ehepaar Didier und Stephanie ist mit der fünfjährigen Tochter Lily für zwei Monate durch Zentralamerika unterwegs. Sie hatten jedoch südlich gestartet, und so konnten wir beim Abendessen Erlebnisse aus Costa Rica und Guatemala austauschen. 

Flucht nach El Castillo

Ankunft im netten kleinen Dörfchen

auch nach über 300 Jahren noch furchterregend

wäre der geplante Nicaragua-Kanal realisiert worden,
hätte Panama heute eine Attrakion weniger

Burgherr und - fräulein





Stelzendorf El Castillo

hier sieht der Spielplatz etwas anders aus

nette französische Bekanntschaft
Nun trennen uns nur noch die Immigrationsbehörden und eine weitere Bootsfahrt von Costa Rica – hoffentlich verläuft alles planmässig…

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