Mittwoch, 30. November 2011

28. – 30. November 2011: Oaxaca’s Pazifikküste: San Augustinillo / Mazunte

Auch hier kann unsere Busfahrt nicht unerwähnt bleiben. Hier eine Anleitung wie ihr unser Erlebnis nachspielen könnt:
  1. Besorgt euch einen 15-plätzigen Bus
  2. Lasst ihn umbauen, damit anschliessend 22 Personen Platz haben (für extra grosse Beinfreiheit…)
  3. Merke: Stossdämpfer sind unnötiger Ballast
  4. Quetscht 22 Personen hinein (5 davon übelriechend, z.B. nach einer durchzechten Nacht)
  5. Stellt einen mexikanischen Möchtegern-Chauffeur an
  6. Fahrt die Strecke auf den Ballmberg (Seite Welschenrohr), und zwar 7 Stunden am Stück, immer hoch und runter, hoch und runter...
  7. Versucht eine Bestzeit aufzustellen
Erst nach Abschluss der Punkte 1-7 werdet ihr uns nahezu nachfühlen können….
(P.S.: ein weiteres Hoch auf die Trawell-Kaugummi’s!!!)

Endlich in Pochutla angekommen, waren wir beide etwas geschafft, und deshalb ein leichtes Opfer für den erstbesten Taxifahrer, der uns zu einem überrissenen Preis in einem halsbrecherischen Tempo nach San Augustinillo brachte. Unsere Unterkunft Un Sueño ist wortwörtlich ein Traum. Direkt am Strand gelegene, offen gestaltete Cabañas, in denen man auch in der Nacht das Gefühl hat, direkt am Strand zu liegen. 
Unsere Cabaña

Wir buchen direkt zwei Nächte, um uns von den vergangenen Strapazen zu erholen und uns ein wenig mexikanische Bräune zu ergattern. Schon bald merken wir, dass wir hier nicht mit einem gemütlichen Bad im Meer rechnen müssen. Auch hier sind die Wellen relativ hoch und die Strömung stark. So beschränken wir uns aufs Sonnenbaden, Glace essen, Weiterreise planen und Vögel beobachten. Unglaublich spannend, wie die vielen Pelikane sich mit den anderen Vögeln und den einheimischen Fischern um die Beute reissen. Wie es aussieht machen jedoch alle einen guten Fang. Gleich neben San Augustinillo (250 Einwohner) befindet sich das etwas grössere Mazunte, wo wir unseren zweiten Strandtag verbringen. Hier ist das Meer etwas geschützt durch einige Felsen, die uns ein wunderschönes Strandpanorama bieten.
Playa de San Augustinillo


Sonnenuntergang in San Augustinillo...



Pelikane

Playa de Mazunte

Am frühen Morgen des dritten Tages machten wir uns zu einer Bootstour auf. Mit einem kleinen Fischerboot schipperten wir zuerst entlang der Küste, um die Strände nahe San Augustinillo von weitem zu sehen. Schon bald ging es aber aufs offene Meer hinaus, um Jagd auf Wale, Delphine und Schildkröten zu machen. Und schon bald hatten wir Glück und sahen wie sich unweit unseres Bootes der Rücken eines Wales elegant aus dem Wasser streckte. Leider bekamen wir keine Schwanzflosse zu Gesicht, aber schon dieser Anblick war gewaltig. Zu wissen, dass sich ganz in unserer Nähe solche Lebewesen befinden, liess uns erschaudern. Immer den Blick auf den Meeresspiegel gerichtet fuhren wir weiter mit dem Boot hinaus. Und siehe da, ganz in der Nähe waren die Bewegungen eines Delfins zu sehen. Und wo einer ist, sind noch viele andere, und genau so war es dann auch. Diese tollen Tiere begleiteten förmlich unser Boot, schwammen untendurch um gleich wieder auf der anderen Seite aufzutauchen. Als sich diese Gruppe Delfine nicht mehr zeigen wollte, schlugen wir einen anderen Weg ein in der Hoffnung, weitere Tiere sehen zu können. Immer wieder begegneten wir Schildkröten, die sich an der Wasseroberfläche treiben liessen. Wir hatten riesiges Glück, auf diesem dreistündigen Ausflug noch weitere Wale (jedoch eher aus der Ferne) und weitere Delfinschwärme (ganz nahe an unserem Boot) sehen zu dürfen. Ein wahrlich atemberaubendes Erlebnis, das uns sicher immer wieder träumen lassen wird. 
Sonnenaufgang in Mazunte






wer findet den Wal?

Delfine von Weitem


Riesenschildkröte

Auch sonst hatten wir in San Augustinillo noch einiges zu sehen: Genau während unserem Aufenthalt fand ein Fotoshooting für Oggi Jeans statt. So räkelten sich zwei weibliche und eine männliche Strandschönheit immer in unserer Nähe vor einer Kameralinse. Darum herum wuselte stets ein grosses Team an Gesichtspuderern, Haarbesteubern, T-Shirt-Zupfern und natürlich auch ein Fotograf mit Gefolge.


Bye bye San Augustinillo, und vielen Dank für die entspannten Stunden in der Hängematte!
so schön kann das Leben sein...

Montag, 28. November 2011

27. November 2011: Unerwartete Begegnungen: Part III


Auffallend in Mexico sind die vielen armen Menschen, die uns immer wieder auf den Strassen begegnen. Durch das schlechte Sozialsystem und die hohen Arbeitslosenzahlen sind viele gezwungen, so ihr Essen zu verdienen. Es sind vielfach alte Menschen und Mütter mit Kleinkindern, die wohl am bedürftigsten sind. Es ist jeweils schwierig abzuschätzen, wer nun unsere Restmünzen am meisten verdient hat. Jedoch zerreisst es uns manchmal fast das Herz, wenn wir an einer gedeckten Tafel im Restaurant sitzen, und diese Personen mit der hohlen Hand vorbeikommen. Natürlich können wir nicht jedem etwas geben, aber ich denke unser Entschluss, in den Restaurants weniger Trinkgeld (15% werden im Reiseführer empfohlen…) zu geben, da es den Angestellten trotz tiefen Löhnen sicherlich besser geht, und dafür diese Münzen auf der Strasse zu verteilen, sinnvoll ist.
Bisher sind wir nicht sehr vielen anderen Travellern begegnet. Dies vielleicht deshalb, weil wir als Paar unterwegs sind und bisher nur in Doppelzimmern und nicht in Mehrbettzimmern von Hostels übernachtet haben. Umso mehr haben wir uns gefreut, auf der höchsten Stelle von Monte Albán die bereits im gleichen Bus mitgereisten Traveller zu treffen. Christina aus Deutschland, alleine für 6 Monate durch Zentralamerika unterwegs; Purusha, ein Australier mit indischer Abstammung, der auch alleine auf Reisen ist; wie auch das polnische Paar Emilia und Mikolaj, die eine einjährige Weltreise geplant haben, und sich schlussendlich vielleicht für immer in Australien niederlassen wollen. Ins Gespräch gekommen ist Alessandro mit dem lustigen Vierergespann, da diese erwägen auch Cuba zu bereisen, und er gute Tipps dazu liefern konnte. Und schon kamen wir aus dem Quatschen gar nicht mehr heraus, was Christina und ich mit einem anschliessenden Sonnenbrand büssen mussten. Die restlichen Ruinen haben wir also gemeinsam besichtigt, und währenddessen unsere Reisepläne verglichen und die obligaten Fragen nach Beruf, Familie und vielem mehr beantwortet. Schnell war klar, dass wir uns auf Anhieb super verstanden. So haben wir Namen und E-Mail-Adressen ausgetauscht, um während der Weiterreise unbedingt in Kontakt zu bleiben. Wir sind uns sicher, dass sich unsere Wege noch mindestens ein zweites Mal kreuzen werden. Und wenn nicht bleiben wir auch sonst bestimmt weiter in Kontakt. 


Unsere beschwerliche Fahrt nach Hierve el Agua wurde zum Glück durch die mitreisenden Mexikanerinnen Olga und Tess, sowie den bei der Rückfahrt dazu gestiegenen José, versüsst. Interessiert erkundigten sich die Drei über unsere Herkunft und natürlich über die Reisepläne. Besonders auf der Rückfahrt kamen die beiden Damen nicht mehr aus dem Quatschen heraus, sodass wir bald Bescheid wussten über das halbe Leben von Olga, die von ihrem zweiten Mann getrennt lebt und auf der Suche nach dem Dritten ist, einen 28-jährigen Sohn und drei bereits verheiratete Töchter hat, und als „Comerciante“ arbeitet. José, unseres Erachtens der potentiell dritte Mann (seine Frau ist vor einigen Jahren gestorben, sie hätten aber eine sehr glückliche Ehe geführt), erzählt wiederum von seinen verschiedenen Exkursionen durch Mexico, wo natürlich ein 5-Sterne-Hotel und ein All-you-can-eat Buffet nicht fehlen durften. Besonders erstaunt waren die Drei, als sie erfahren haben, dass wir nach so langer Zeit noch nicht verheiratet sind, trotzdem zusammen wohnen, auch Alessandro im Haushalt hilft und wir beide arbeiten. Auf der Hinfahrt waren noch zwei originale Zapoteken in der Camioneta. Die ungefähr 30-jährige Frau mit ihrer Grossmutter, die wohl gerne 90 Jahre auf dem Buckel hat, und trotzdem noch den beschwerlichen Weg auf sich genommen hat, und auf die Ladefläche des unbequemen Pick-up’s geklettert ist. Die eigene Sprache hat sie als Zapoteken erkennen lassen. Eine Sprache, die der spanischen nicht einmal ähnelt, und von uns unmöglich zu verstehen ist. Obwohl in dieser Camioneta zwei komplett verschiedene Welten aufeinander trafen, wurde der jeweils anderen Seite viel Respekt und Interesse entgegengebracht. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen werden wir wohl noch oft von dieser Begegnung erzählen.

24. – 28. November 2011: Oaxaca


Busfahrten am Tag machen sich wirklich bezahlt: Obwohl man oft stundenlang im unterkühlten Sessel sitzt, ziehen an einem die schönsten Landschaften vorbei. So auch wieder auf dem Weg nach Oaxaca. Unglaublich, welch verschiedene Vegetation wir angetroffen haben, und dies auf einer nur 5-stündigen Fahrt. Von saftig grünen, über vertrockneten bis zu kakteenüberwachsenen Hügeln haben wir alles gesehen. Am Meisten fasziniert haben uns diese unzähligen Kakteen, die teilweise wie von Menschenhand angepflanzt aussehen, so regelmässig gewachsen kommen sie in der freien Natur vor. 
auf dem Weg nach Oaxaca...




Schon im Vorfeld hatten wir uns riesig auf Oaxaca gefreut. Aus vielen Erzählungen wussten wir bereits, dass uns wohl etwas Spezielles erwarten wird. Nachdem uns jedoch bereits Puebla sehr gut gefallen hatte, konnten wir uns kaum vorstellen, wie dies zu übertrumpfen ist. Am frühen Abend in Oaxaca angekommen, machten wir uns auf die Suche nach einem im Reiseführer vorgeschlagenen Hostel, was jedoch in der Zwischenzeit umgezogen war. So bezogen wir auf gut Glück eine andere Unterkunft auf dem Weg. Diese war bestens ausgestattet, jedoch etwas über unserem Budget. So griffen wir auf den Tipp von Freunden zurück, und zogen nach der ersten Nacht um in eine etwas günstigere, jedoch nicht minder komfortable und auch zentral gelegene Unterkunft. Auch Oaxaca ist geprägt von einem schönen Stadtzentrum: die Plätze Zócalo und Alameda sprühen stets vor Leben, und werden von zahlreichen Restaurants und Läden umgeben. Immer ertönt von irgendwo Musik, und es wird laut gelacht und getratscht. Die Kathedrale am Zócalo ist weniger pompös als diese von Puebla, hat jedoch trotzdem ihren eigenen Charme. 
Kathedrale

Zócalo

Zócalo

Zócalo
 Durch die Strassen von Oaxaca wandelnd machen wir immer wieder neue Entdeckungen. Die Schönheit der Kolonialgebäude kommt insbesondere mit der Beleuchtung am Abend besonders zur Geltung. Auch hier gibt es wieder zahllose Kirchen zu besichtigen. Insbesondere der Platz rund um die Kirche Santo Domingo hat es uns angetan.






Santo Domingo
Im Gedenken an die misshandelten Frauen wurde am 25. November in Oaxaca eine Feier abgehalten. Nicht schlecht gestaunt haben wir, als wir auf dem Zócalo eine Bühne voll von Kreuzen und Kerzen sahen. Eine Frau las eine nicht enden wollende Liste mit Namen von durch Misshandlungen ermordeten Frauen vor, um an deren traurige Geschichte zu erinnern und sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Rund um den Platz waren Aufklärungsplakate zu finden („Paremos el Feminicidio“), wie auch von den Opferfamilien selbst gezeichnete Bilder, die die persönlichen Geschichten der einzelnen Schicksale aufzeigten. Wir fanden diesen Anlass auch deshalb so bemerkenswert, als dass in Mexico doch noch ein sehr traditionelles Frauenbild herrscht. Die Frau besorgt den Haushalt und kümmert sich um die Kinder, der Mann bringt das Geld nach Hause. Umso mehr ist es wohl nötig, auf diese zahlreichen Einzelschicksale aufmerksam zu machen, die sich nur hinter verschlossenen Türen abspielen, um betroffenen Frauen Mut zuzusprechen, Hilfe zu suchen. Hoffentlich verfehlt diese Aktion auch seine präventive Wirkung nicht.
Unser Ausflug nach Monte Albán (weisser Berg), war aus zweierlei Hinsicht ein denkwürdiges Erlebnis: Auf der einen Seite sind die Ruinen überwältigend, auf der anderen Seite haben wir auch eine tolle Bekanntschaft mit vier weiteren Travellern gemacht. Zu diesem Kennenlernen mehr unter der Rubrik „Unerwartete Begegnungen“. Zurück zu den Ruinen: Die erhöhte Lage dieser alten Zapotekenstadt auf einer abgeflachten Talsohle, umgeben von einem atemberaubenden Bergpanorama, machen diesen Ort so besonders. Mit der Grösse und Höhe der Ruinen in Teotihuacán, die wir in Mexico City besucht hatten, können sie nicht mithalten. Trotzdem war es ein überwältigendes Gefühl, zwischen diesen Ruinen herumzulaufen und die Überresten dieser einst sehr bedeutenden Stadt zu besichtigen. Wir versuchen uns vorzustellen wie es wohl war, als hier einst die Zapoteken gehaust haben, und denken uns die bebauten Landesteile rundherum weg.
Monte Albán: Gesamtüberblick





Das Dorf El Tule zieht zahlreiche Besucher an, die den Árbol del Tule besichtigen wollen. Dies soll nämlich der grösste Baum der Welt sein, was wir uns nach der Besichtigung sehr gut vorstellen können. Mit einem Stammdurchmesser von 14 Metern und einem Volumen von 816‘829 m3 ist die wahrscheinlich über 2‘000 Jahre alte Muntezumazypresse ein riesiges Ungetüm. Der verwachsene enorme Baumstamm erinnert teilweise an einen Löwenkopf. Die Baumkrone überragt mit 42 Metern die Höhe der aus dem 17. Jahrhundert stammenden Dorfkirche bei weitem. Obwohl El Tule sonst nicht viel zu bieten hat, haben wir den Besuch dieses uralten Naturwunders keine Sekunde bereut.


Hierve el Agua (kochendes Wasser) verspricht gemäss Reiseführer sprudelnde Mineralquellen und ein riesiges natürliches Schwimmbecken, das zum Baden einlädt. Nach einer stündigen Busfahrt zum Ort Mitla, dessen Ruinen wir später besichtigen werden, nehmen wir die restlichen 13 Kilometer zum Dorf Hierve el Agua mit einer Camioneta in Angriff. 13 Kilometer sind nicht mehr weit, dachten wir, jedoch haben wir nicht damit gerechnet, in kleinen umgebauten Pick-ups, die auf der Ladefläche zwei überdachte Holzbänke zum Sitzen bieten, über eine bucklige, nicht asphaltierte Strasse einen Hügel hinauf, und anschliessend wieder hinunter fahren zu müssen. Somit dauerte die Fahrt eine weitere Stunde. Glücklicherweise hatten wir lustige Mitfahrgäste, die die Zeit etwas schneller vergehen liessen (mehr dazu unter „Unerwartete Begegnungen“). Nach diesem beschwerlichen Weg dort angekommen, und zurückdenkend an die Worte des Reiseführers, hatten wir natürlich dementsprechend hohe Erwartungen, die nicht ganz erfüllt werden konnten. Leider zog es an diesem Samstag auch noch zahlreiche mexikanische Schaulustige an diesen Ort, sodass die Badebecken zwar nicht überlaufen, aber dennoch nicht wirklich menschenleer, wie von uns erträumt, waren. Dennoch, die Aussicht auf die Berglandschaft im Hintergrund wie auch der „eingefrorene“ Wasserfall haben für einige Mühen entschädigt. Die Wasserbecken, die beinahe fliessend in das Panorama übergehen, lassen uns einige tolle Erinnerungsbilder schiessen. Dabei vergessen wir fast die sprudelnden Quellen, in denen das Wasser wirklich blubbert, als ob es am Kochen wäre. 
Wasserfall








Nachdem wir nach der nicht weniger holperigen Rückfahrt wieder in Mitla angelangt waren, besuchten wir noch die dort befindlichen Ruinen. Nach dem überwältigenden Besuch von Monte Albán waren wir jedoch nur noch schwer zu beeindrucken. Die Ruinen von Mitla zeichnen sich vor allem durch die schönen Steinmosaiken aus, die wir bisher noch nirgends sehen konnten. Ausserdem hatten wir die Möglichkeit, in einige durch Stahlträger gesicherte Räume auch ins Innere der Ruinen vorzudringen. 
Ruinen von Mitla

Steinmosaik und Innenräume