Mittwoch, 1. Februar 2012

25. – 26. Januar 2012: Ein langer Weg nach Granada


Eine weitere Busfahrt wartete auf uns. In einem alten amerikanischen Schulbus holperten wir die nicht sehr gut gepflasterte Strasse entlang. Bereits kurz nach Abfahrt realisierten wir, dass der Buschauffeur noch nicht viele Kilometer in diesem Beruf auf dem Buckel haben konnte. Das Anfahren gestaltete sich jeweils ruckartig, den richtigen Gang zu treffen war eher Zufall und einmal streikte sogar der Motor. Nicht dass er wegen seinem Fahrstil das Tempo drosselte, im Gegenteil. Bei seinen halsbrecherischen Überholmanövern musste ich zuweilen die Augen schliessen und ein Stossgebet in Richtung Himmel senden. Dazu kam noch, dass wir plötzlich auf halber Strecke von der Polizei aufgehalten wurden, die seine Papiere kontrollierten und uns eine gute halbe Stunde warten liessen, ohne dass irgendjemand wusste, was das Problem war. Zum Glück konnten wir anschliessend unseren Weg weiterführen, und kamen erleichtert in San Pedro Sula an. Wir schlossen uns Naty und Sharin, Mutter und Tochter aus Panama an, die bereits eine Unterkunft reserviert hatten und vom Hausherrn am Busterminal abgeholt wurden. Gerne war dieser bereit, uns auch in die Unterkunft mitzunehmen sowie uns sogar zum nächsten Bankautomaten und zum Essen zu chauffieren. Dabei kamen interessante Gespräche mit Samir zustande, der sehr offen über die momentane Situation in Honduras sprach, sich aber auch für das Geschehen in der Welt interessierte. Insbesondere die politische Situation und die Korruption in Zentralamerika, in Kuba aber auch in Italien wurden heiss diskutiert. 

Wir waren beeindruckt von der herzlichen Art, mit der wir dort aufgenommen wurden. Für das wenige Geld das wir für die Unterkunft bezahlten, bekamen wir einen unglaublichen Service: Abholung am Busterminal, kurze Stadtbesichtigung mit dem Auto, Hilfe zur Reservation des Bustickets für die Weiterfahrt, Begleitung zum Abendessen und Fahrt zum Busterminal am nächsten Morgen um 4 Uhr. 

In einem komfortablen Bus reisten wir um 5 Uhr morgens ab, um am frühen Nachmittag in Léon, Nicaragua, einzureisen. Doch alles kam etwas anders als geplant. Bereits vor dem Einsteigen in den Bus machte uns der Fahrer darauf aufmerksam, dass der Einreisestempel in Guatemala mit dem 90-tägigen Visum für die Länder Guatemala, Honduras, El Salvador und Nicaragua fehlte. Wir erinnerten uns wie wir mit dem Boot in Livingston, Guatemala, ankamen – keine Einreisekontrolle weit und breit, und somit auch keine Möglichkeit, einen entsprechenden Stempel zu erhalten. Obwohl wir bis dahin bereits eine weitere Grenze überquert hatten, nämlich nach Honduras, hatte das Fehlen dieses wichtigen Details noch niemand bemerkt. Doch nun mussten wir für dieses Versäumnis büssen, denn bei der Einreise nach Nicaragua wurde uns nur ein Visum für fünf Tage erteilt. Kein appellieren an den gesunden Menschenverstand des Zollbeamten half – er blieb hartnäckig. Wir waren wahnsinnig enttäuscht über diese Situation, da wir unseres Erachtens keinen Fehler gemacht hatten und nun weniger Zeit in Nicaragua verbringen durften, als eigentlich geplant war. Nach dem ersten Frust einigten wir uns also darauf, Léon zu überspringen und direkt nach Managua weiterzureisen, um dort einen weiteren Bus nach Granada zu erwischen, und somit einige Reisetage zu „gewinnen“. In Managua angekommen wollten wir so schnell wie möglich aus dieser vermeintlich gefährlichen Stadt heraus und überzahlten einen gierigen Taxifahrer für die kurze Strecke zu dem Platz, wo die Minibusse nach Granada fuhren. Als einzige Ausländer standen wir zusammen mit den Einheimischen Schlange, um einen Platz in den gefragten Gefährten zu ergattern. Leider waren die besten Plätze schon besetzt, sodass wir uns mit einer dicken Dame das letzte Stückchen Polster des Mittelsitzes neben dem Fahrer teilten. Aber auch diese Fahrt überstanden wir unbeschadet und kamen erleichtert im Dunkeln am Hauptplatz in Granada an.

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