Sonntag, 22. Januar 2012

13. – 16. Januar 2012: Guatemala: Rund um Río Dulce


Nach einer unkomplizierten Zollabfertigung (kein Mensch hätte eine geschmuggelte Pistole bemerkt) begann eine umso mühsamere Überfahrt. Bei heftigem Regen und Wind waren wir mit einem kleinen Boot auf offenem Meer unterwegs. Eine über unsere Köpfe gespannte Plane, die wir selber festhalten mussten, schützte uns etwas vor diesem Unwetter. 
Boot nach Guatemala

stürmische Überfahrt
Nach einer gefühlten Ewigkeit, patschnass und komplett durchgeschüttelt, erreichten wir heil den Hafen von Livingston, einem Garifuna-Dorf, wo wir direkt zu unserer bereits reservierten Unterkunft an einem abgelegenen Ort auf halber Strecke nach Río Dulce weiterfuhren. Wir passierten einen eindrucksvollen Canyon, der von einer gewaltigen Regenwaldlandschaft gesäumt ist. Neben unserem Hotel gab es auch noch andere Bauten, die man rund um den Fluss finden kann: weitere Unterkünfte, kleine Restaurants und Wohnbungalows. Da diese Orte nicht per Auto zu erreichen sind, spielt sich das Leben vor allem auf dem Wasser ab. So haben die meisten ein Boot oder zumindest ein Cayuco (aus Holz gefertigtes traditionelles Kajak) um die Einkäufe im nächst grösseren Ort zu erledigen oder den abgelegenen Nachbarn zu besuchen. 
unser Privatkapitän, im Hintergrund Livingston

Einfahrt zum Canyon

Cayuco

der tägliche Einkauf

bestaunt den Dschungel

Canyon

eine der wenigen Unterkünfte am Río Dulce


Das Hotelito Perdido (das kleine verlorene Hotel) ist im Río Lampara traumhaft gelegen und wunderschön gestaltet. Nur mit dem Boot erreichbar und mitten im Dschungel gelegen stehen die mit viel Liebe zum Detail gestalteten Bungalows. Unser Bungalow war zweistöckig: im oberen Stock stand das Doppelbett mit Moskitonetz und im unteren Bereich war das mit Natursteinen ausgekleidete Bad und ein kleiner Wohnbereich. Abgesehen davon, dass wir gegen Spinnen, unzählige Moskitos und eine Ratte ankämpfen mussten, fühlten wir uns in der abgeschiedenen Gegend pudelwohl. 
Hotelito Perdido

unser Bungalow

Honey-Moon-Suite?!

Schlafbereich

Wohnbereich

Freizeitbereich

stolze Hausherrin
Tereza, die während diesen Tagen für unser Wohl zuständig war, machte einen tollen Job. Sie war eine ausgezeichnete Köchin und organisierte im Handumdrehen unsere gewünschten Trips. Abgesehen von uns waren auch noch die beiden pensionierten Kanadierinnen Gloria und Cathy dort abgestiegen. So trafen wir die beiden auch bei den Aguas Calientes wieder, wo wir am ersten Abend eine kleine Höhle mit Stalaktiten und Stalagmiten besichtigten und anschliessend ein Bad in der heissen und schwefelhaltigen Naturquelle genossen. Die Hin- und Rückfahrt im Doppelkajak war die grösste Herausforderung. Im Zick-Zack und nicht wirklich koordiniert fanden wir jedoch im letzten Tageslicht den Rückweg.
die künftigen Kajak-Meister

Grotten
Als wir am nächsten Morgen aufstanden regnete es in Strömen. Die bereits gebuchte Manatee-Tour wurde aber trotzdem durchgeführt. Mit einem Boot und drei Kajaks im Schlepptau fuhren wir noch vor sieben Uhr los, um in der Nähe gelegene Lagunen per Kajak zu erkunden. Wir hofften auch die hier lebenden Seekühe (Manatees) zu erspähen. Bereits nach kurzer Zeit waren wir trotz Regenjacke total durchnässt. Obwohl der Regen einige Male stoppte, begann es immer wieder wie aus Kübeln zu giessen. Etwas verloren kamen wir uns deshalb in den kleinen Kajaks auf dem grossen Fluss vor. Aber genau diese Verlassenheit und pure Natur, die uns in diesen Lagunen umgab, vermittelte uns ein unglaubliches Gefühl. Obwohl sich die Seekühe und die vielen Vögel vom Regen und deshalb auch vor uns versteckten, war dieser Ausflug einfach grandios. Umgeben vom immergrünen Regenwald erkundeten wir die verschiedenen Flussarme und die anschliessenden Lagunen. Immer wieder machte uns Gloria, eine bekennende Vogelliebhaberin, auf interessantes Gefieder aufmerksam. Knapp konnten wir die Pelikane von Kolibris unterscheiden, aber dann war unser Vogel-Latein auch bereits am Ende. 
Abfahrt noch mit mässigem Regen...

... hier schüttet es bereits aus Kübeln

Einsamkeit pur

auch die Nebenflüsse werden erkundet


wo verstecken sich die Manatees?

auf dem Rückweg zu unserem Boot
Nach knapp zwei Stunden angestrengtem Paddeln machten wir uns auf den Rückweg, um uns von Federico, unserem Captain, abholen zu lassen. Wie gerne hätten wir eine warme Dusche genommen um unsere durchnässten Körper aufzuwärmen, wir mussten uns jedoch mit kaltem Wasser und einem heissen Tee zufrieden geben. Den Rest des Tages verbrachten wir rund um unsere Bungalows um etwas Schlaf aufzuholen und die Weiterreise zu planen. 

An unserem letzten Tag im Hotelito Perdido wartete das nächste Abenteuer auf uns. Wir hatten von Los Siete Altares (die sieben Altare) bereits viel gehört und gelesen und waren deshalb wahnsinnig gespannt auf die Wasserfälle und die natürlichen Pools und freuten uns auf ein Bad im klaren Wasser. Nach einer weiteren holprigen Bootsfahrt kamen wir zusammen mit Gloria dort an. Schon nur von Boot zu gelangen war wahnsinnig schwer, da die hohen Wellen gegen die schmale Anlegestelle schlugen. So hatten wir bereits bevor wir in die Nähe der Siete Altares gelangten einen Schwall Wasser abbekommen. Als wir dann am wirklichen Geschehen angekommen waren, mussten wir zuerst einmal leer schlucken. Auch hier hatte es durch die vielen Regenfälle überdurchschnittlich viel Wasser. So wateten wir durch kniehohes Wasser mit einer starken Strömung und kletterten über glitschige Steinformationen, um die sieben Wasserpools sehen zu können. Für den letzten Abschnitt des Weges fehlte uns dann der Mut, da wir dort über noch höhere Felsen hätten klettern müssen. Leider war auch ein Bad in den Pools nicht möglich, und die Wasserfarbe war weit von türkisblau entfernt. Trotzdem waren wir am Schluss des Trips glücklich, diese Herausforderung gesund gemeistert zu haben.
erste Flussüberquerung

reissende Wassermassen


haben sich die Strapazen gelohnt?!

Schon verliessen wir das Hotelito Perdido und fuhren weiter flussaufwärts in die Nähe von Río Dulce, dem nächstgrösseren Ort in der Gegend. Dort hatten wir ein Bungalow bei schweizerischen Betreibern reserviert, um uns dort um die Wäsche und unsere Weiterreise nach Tikal zu kümmern. Auch die Casa Perico war traumhaft gelegen. Das Boot zweigte von El Golfete, der Verbreiterung des Río Dulce, in eine kleine Mündung ein, an deren Ende sich die aus Holz erstellte Überbauung befand. Wenn man das Restaurant durchquert hatte kam man über einen Holzsteg zu den verschiedenen Bungalows. Wer hätte gedacht, dass wir hier sogar mit Elektrizität und WIFI-Internet rechnen konnten. So nutzten wir den Rest des Tages und den nächsten Morgen um den Blog wieder auf Vordermann zu bringen und die zahlreichen unbeantworteten E-Mails zu bearbeiten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen