Unseren ersten Zwischenstopp auf dem
Weg zur Karibikküste machten wir in Zipaquirá,
wo die grösste Salzkathedrale der
Welt steht. Wir konnten uns keine richtige Vorstellung machen, was uns
erwartet, und waren deshalb entsprechend neugierig. Im Eintrittspreis war eine
Führung inbegriffen, die wir am Anfang noch mitmachten. Bald schon setzten wir uns
aber von der Gruppe ab, da der Guide für uns zu unverständlich sprach und wir
die Sehenswürdigkeiten lieber selber entdecken wollten.
Dieser Teil des Landes war vor
Millionen von Jahren noch unter dem Meeresspiegel. Nachdem sich durch Erosionen
die Bergketten Kolumbiens gebildet hatten und das Meer wich, entstand unter der
Erdoberfläche ein riesiges Salzvorkommen. Bevor man zur eigentlichen
Salzkathedrale unter der Erde gelangt, geht man einen Gang entlang, in dem die
14 Punkte des Kreuzweges dargestellt wurden. Den ersten Blick auf die
Kathedrale hatten wir von oben. Geschmückt wird diese von einem riesigen Kreuz,
und die farbige Beleuchtung setzte die richtigen Akzente, um eine einmalige
Atmosphäre zu schaffen. In den verschiedenen anschliessenden Tunneln wurde ein Touristenzentrum
errichtet, wo alles Mögliche aus Salz gekauft werden kann, aber auch ein
3D-Film über die Entstehung der Salzkathedrale gezeigt wird. Ausserdem wird in
den noch ungenutzten Tunneln fleissig weitergearbeitet und es entstehen neue
Kunstwerke, die wahrscheinlich bald den Touristen zugänglich gemacht werden.
Nie zuvor hatten wir etwas Vergleichbares gesehen, und standen deshalb
beeindruckt vor diesem riesigen Bauwerk. Etwas gestört hat uns jedoch die
touristische Ausschlachtung dieses Ortes, der uns etwas an einen Themenpark in
Rust erinnerte. Auf dem Rückweg zum Busterminal kamen wir am zentralen Platz
von Zipaquirá vorbei, der uns mit seiner Grösse und der schönen Kathedrale
beeindruckte.
Noch am gleichen Tag fuhren wir weiter
nach Villa de Leyva. Kaum hatten wir
den Busbahnhof verlassen, wurden wir von einem älteren Herrn abgefangen, der
uns in seinem Haus unterbringen wollte. Wir liessen uns überzeugen, und sahen
uns die Unterkunft an. Das Zimmer mussten wir noch einmal gründlich reinigen
lassen, anschliessend fühlten wir uns darin aber wohl. Sogleich verliebten wir
uns in dieses charmante, von grünen Hügeln umgebene Städtchen mit den
unregelmässigen Pflasterwegen, den schönen Ziegeldächern und verzierten
Balkonen.
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Villa de Leyvas Pflastersteingassen... |
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... mit den typischen Balkonen |
Am Abend wagte sich Alessandro an
eine traditionelle Speise: mit Schweinefüssen gekochte Bohnen und Reis. Ich
habe mich geweigert das Gericht zu probieren, aber abgesehen von den fettigen,
noch als solche erkennbaren, Schweinefüssen, hat Alessandro von seinem Essen
geschwärmt.
Die Stadtbesichtigung am nächsten
Morgen fand zwar unter stetigem Nieselregen statt, tat aber unserer
Begeisterung keinen Abbruch. .Wir hatten einen sehr touristischen Ort erwartet,
doch tatsächlich begegneten uns kaum andere Touristen. Die Plaza Mayor übertraf
den Platz von Zipaquirá noch um einiges, vor allem was die Grösse anging. Auch
die Lage inmitten der grünen Hügel ist spektakulär.
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Plaza Mayor |
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koloniale Architektur an der Plaza Mayor |
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die trutzige Iglesia Parroquial |
Um die Stadt von oben zu sehen,
begannen wir den steinigen und steilen Weg zum Mirador hinaufzuwandern. Die
ungewohnte Höhe und die fehlende sportliche Betätigung in den vergangenen
Monaten liessen mich in der Hälfte aufgeben. Alessandro liess sich natürlich
weniger schnell entmutigen, und erklomm tapfer den restlichen Teil des Weges.
Die spektakulären Bilder vom Aussichtspunkt belohnten seine Mühen.
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Aufstieg zum Mirador |
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Mirador Sagrado Corazón |
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traumhafte Aussicht auf Villa de Leyva |
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und hier warten die Faulen! |
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Plaza Mayor von oben |
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einheitliche Dachlandschaft |
Ein kulinarisches Highlight in
Kolumbien ist die an jeder Ecke erhältliche Süssspeise Oblea. Diese setzt sich
aus einem Sandwich zweier dünner Waffelscheiben und einer Füllung aus Arequipe
(süsse Caramelmasse), Crema de Leche (Sahne) und Mora (pürierte Brombeeren)
zusammen. Die Mischung klingt abenteuerlich, schmeckt aber unglaublich lecker!
Nach dieser Stärkung waren wir bereit
für den Fahrradausflug zu El Fosíl,
einem 8 Meter langen Skelett eines Kronosaurus, das in der Nähe von Villa de
Leyva entdeckt wurde. Der nette Fahrradvermieter beruhigte uns und meinte, die
6 Kilometer bis zum Museum seien flach und wir hätten kaum eine Steigung zu
erwarten. Mit unseren klapprigen Fahrrädern (dieses Mal jedoch mit
Gangschaltung) machten wir uns auf den Weg. Bereits die erste Steigung brachte
uns ordentlich ins Keuchen, da sich die Gangschaltung der Drahtesel nur mit
grösster Mühe bedienen liess. Danach ging es zum Glück fast nur noch abwärts… aber
STOP, da müssen wir ja später auch wieder hoch?! Nun gut, da waren wir also,
bei dem riesigen Fundstück. Obwohl uns diese uralten Knochen beeindrucken
sollten, konnten wir nur wenig Begeisterung für diesen geschichtsträchtigen Ort
aufbringen. So kehrten wir dem Museum bald wieder den Rücken zu und machten uns
mit wenig Begeisterung auf den Rückweg. Dieser war tatsächlich etwas
beschwerlich. Der Anstieg war zwar nicht steil, jedoch stetig und unendlich
lang. Aber: Wir haben es geschafft, und uns dadurch eine Belohnungspizza
verdient!
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die Steigung nimmt kein Ende... |
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El Fosíl... |
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... ein alter Knochenhaufen :) |
Den nächsten Stopp legten wir in San Gil ein. Wieder einmal machte sich
Alessandros Suche nach dem perfekten Hostel ausbezahlt. Direkt am Zentralplatz
gelegen, mit einer tollen Aussicht und Swimming Pool hatten wir das grosse Los
gezogen.
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Aussicht von unserem Hostel... |
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... mit eigenem Pool |
San Gil ist vor allem bekannt für
seine Extremsportarten und den Cañon von
Chicamocha. Warum also nicht beides verbinden? Gesagt, getan. Der Paragliding-Ausflug im Canyon für den
nächsten Tag war gebucht! Am Morgen wurden wir von einem Shuttle-Bus abgeholt.
Mit einem älteren Paar aus Québéc und unseren Guides wurden wir zum Ort des
Geschehens gefahren. Die beiden Kanadier hatten viele Geschichten zu erzählen,
schliesslich ist vor allem er ein richtiger Weltenbummler, da er seit über
dreissig Jahren nicht mehr arbeitstägig und deshalb jeweils fünf Monate pro
Jahr auf Reisen ist. Auf der Anhöhe mit Blick auf den gewaltigen Cañon zögerten
unsere Gleitschirm-Experten nicht lange, packten ihre Schirme aus und bevor ich
auf drei zählen konnte war Alessandro bereits in der Luft – Hilfeeee! Obwohl
ich nicht sonderlich ängstlich bin was Adrenalinkicks angeht hatte ich doch ein
mulmiges Gefühl als ich sah, wie hoch in den Wolken Alessandro bereits
schwebte. Zum Glück blieb mir nicht viel Zeit um weiter darüber nachzudenken,
denn auch ich bekam meine Ausrüstung angeschnallt, eine Kamera in die Hand
gedrückt, und mit Cristian am Rücken hiess es plötzlich: „Renn!“. Und schon war
auch ich in der Luft. Was für ein Gefühl! Wie Cristian so treffend formulierte,
war es tatsächlich fliegen, wie ein Vogel. Wir liessen uns von der Thermik
tragen und stiegen immer höher, bis wir in einer Wolke landeten und unsere
Umgebung nicht mehr erkennen konnten. In schätzungsweise 2‘500 Metern Höhe
wehte uns ein kühler Wind um die Nase, aber vor lauter Begeisterung merkte ich
dies kaum. Gegen Schluss der Flugzeit drehte er mit mir noch einige Pirouetten,
die einen strapazierfähigen Magen erfordern. Nach einer guten halben Stunde war
dann die Landung angesagt, die bei uns etwas missglückte. Jedes Mal wenn wir
fast am Boden aufsetzten, trug uns ein Windstoss wieder fort und wir mussten
einen neuen Landeversuch machen. So kreisten wir bestimmt zehn Minuten um den
Landeplatz, bis wir endlich wieder auf festem Untergrund standen. Dieses Landemanöver
hatte meinem Magen ziemlich zugesetzt, und ich fühlte mich hundeelend. Auch
Alessandro, der schon einige Zeit am Boden auf mich wartete, fühlte sich
ziemlich mies. Sein Guide hatte mit ihm zusätzlich noch einige Loopings
gemacht, die seine Magensäfte durcheinander wirbelten. An die kurvige Rückfahrt
denkend mochte sich mein Übelkeitsgefühl auch nicht wirklich einstellen. Da
half nur noch ein Notfallzwischenstopp in einer Restaurant-Toilette auf dem Weg
nach San Gil….
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unsere Start- und Landebahn... |
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... hoch über dem Cañon de Chicamocha |
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da wussten wir noch nicht, was uns erwartet! |
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die Vorbereitungen sind abgeschlossen... |
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... und schon geht es... |
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... hoch hinaus! |
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Martina schwebt auf Wolke sieben! |
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erster Landeversuch... |
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... gescheitert! |
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und hier kommt der nächste Versuch... |
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... eine gute Gelegenheit... |
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... schöne Fotos zu schiessen! |
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endlich wieder festen Boden unter den Füssen |
Wenn wir an diesen Ausflug, ein
weiterer Höhepunkt unserer Reise, zurückdenken, wird der unschöne Abschluss
sicher nur noch eine lustige Anekdote am Rande sein. Im Zentrum wird unsere
Erinnerung an dieses unbeschreiblich schwerelose Gefühl in der Luft stehen und
der atemberaubende Blick auf den Cañon von Chicamocha.
Von San Gil aus wurde uns ein Ausflug
nach Barichara ans Herz gelegt,
einem weiteren Kolonialstädtchen 45 Minuten entfernt. Nach einer kurvigen Fahrt
im Kleinbus erreichten wir mit dem Tagesrucksack bewaffnet den zentralen Platz
des Ortes, wo gerade die Sonntagsmesse in der voll besetzten Kirche gelesen
wurde.
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Kathedrale von Barichara |
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die Sonntagsmesse ist noch in vollem Gange |
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der Sonntagsbraten wartet |
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moderne Nonne telefoniert mit... einem modernen Mönch?! |
Der Wanderweg Camino Real
nach Guane ist für die Region
besonders bekannt, denn schon der Nationalheld Bolívar absolvierte diese
Strecke hoch zu Pferd. Wir entschlossen uns mit dem Bus nach Guane zu fahren
und dort den Fussweg nach Barichara zu beginnen.
Ein breiter grüner Weg, gepflastert
mit grossen Steinbrocken, führte uns die sanften Hügel hinauf und hinunter,
begleitet von Vogelgezwitscher und der brennenden Sonne im Nacken. Wir genossen
die schöne Aussicht und uns wieder einmal zu bewegen und etwas ins Schwitzen zu
kommen, bis ich plötzlich auf einem der Steine ausrutschte und mit meinem
bereits lädierten Fuss einknickte – Misstritt Nr. 2 der Reise. Im ersten Moment
ziemlich schmerzhaft, jedoch konnte ich relativ schnell wieder auftreten und
den Weg bis zur nahe gelegenen Strasse fortsetzen. Dort wollten wir ein Auto
stoppen, das uns nach Barichara mitnehmen könnte, jedoch waren alle nur in der
Gegenrichtung unterwegs. So biss ich die Zähne zusammen und wir gingen den uns
endlos vorkommenden Weg der Strasse entlang in der brütenden Hitze zurück, die
uns den Schweiss nur so aus den Poren trieb. Endlich in Barichara angekommen
bezogen wir unser Hostelzimmer und ruhten uns eine Weile aus.
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Dorfkirche in Guane |
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Gassen von Guane |
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Beginn des Camino Real |
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wer findet die Fussstapfen Bolívars? |
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*das Wandern ist des Rancans Lust, das Waaaahaaandern* |
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des Kohlers nicht mehr lange... |
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Zurückhumpeln auf der Hauptstrasse |
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Aussicht auf den Canyon des Río Suárez |
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endlich in Barichara... |
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... wo die Hostel-Hängematte auf uns wartet |
Am späteren Nachmittag machten wir
uns zu unserer Erkundungstour durch das kleine Barichara auf. Überrascht
stellten wir fest, dass dieser kleine aber feine Ort, weitgehend von den
grossen Touristenmassen verschont, sogar noch mehr Charme besitzt als Villa de
Leyva, das uns auch schon in seinen Bann gezogen hatte. Die gepflasterten
Strassen, die hübschen Gebäude, der schöne Hauptplatz mit der Kathedrale, der
etwas erhöhte Aussichtspunkt mit Blick über die Dächer der Stadt – hier bleiben
keine Wünsche offen.
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auf Entdeckungstour durch Barichara |
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Parque Central mit Kathedrale |
Zurück in San Gil war ein gemütlicher
Tag angesagt, denn am Abend wartete ein Nachtbus an die Karibikküste auf uns.
Die wahrscheinlich letzten Strandtage unserer langen Reise – ein beängstigender
Gedanke!
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Plaza de la Libertad in San Gil |
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Catedral de la Santa Cruz |
hello mr. & mrs. adrenalinsüchtig :)
AntwortenLöschendie büuder vom paragliding si absolut sensationell. mir persönlech gfrüürt auso s bluet ide adere weni das gseh ;)
gniessets witerhin & passet guet uf öich uf!
besito