Montag, 9. April 2012

21. – 26. März 2012: Kolumbien: Auf dem Weg an die Karibikküste


Unseren ersten Zwischenstopp auf dem Weg zur Karibikküste machten wir in Zipaquirá, wo die grösste Salzkathedrale der Welt steht. Wir konnten uns keine richtige Vorstellung machen, was uns erwartet, und waren deshalb entsprechend neugierig. Im Eintrittspreis war eine Führung inbegriffen, die wir am Anfang noch mitmachten. Bald schon setzten wir uns aber von der Gruppe ab, da der Guide für uns zu unverständlich sprach und wir die Sehenswürdigkeiten lieber selber entdecken wollten.

Dieser Teil des Landes war vor Millionen von Jahren noch unter dem Meeresspiegel. Nachdem sich durch Erosionen die Bergketten Kolumbiens gebildet hatten und das Meer wich, entstand unter der Erdoberfläche ein riesiges Salzvorkommen. Bevor man zur eigentlichen Salzkathedrale unter der Erde gelangt, geht man einen Gang entlang, in dem die 14 Punkte des Kreuzweges dargestellt wurden. Den ersten Blick auf die Kathedrale hatten wir von oben. Geschmückt wird diese von einem riesigen Kreuz, und die farbige Beleuchtung setzte die richtigen Akzente, um eine einmalige Atmosphäre zu schaffen. In den verschiedenen anschliessenden Tunneln wurde ein Touristenzentrum errichtet, wo alles Mögliche aus Salz gekauft werden kann, aber auch ein 3D-Film über die Entstehung der Salzkathedrale gezeigt wird. Ausserdem wird in den noch ungenutzten Tunneln fleissig weitergearbeitet und es entstehen neue Kunstwerke, die wahrscheinlich bald den Touristen zugänglich gemacht werden. Nie zuvor hatten wir etwas Vergleichbares gesehen, und standen deshalb beeindruckt vor diesem riesigen Bauwerk. Etwas gestört hat uns jedoch die touristische Ausschlachtung dieses Ortes, der uns etwas an einen Themenpark in Rust erinnerte. Auf dem Rückweg zum Busterminal kamen wir am zentralen Platz von Zipaquirá vorbei, der uns mit seiner Grösse und der schönen Kathedrale beeindruckte.

Eingang zur Salzkathedrale
INRI - Anfang des Kreuzweges
Viacrucis


ein Tunnel der Salzmine

ein weiterer Gang des Salzlabyrinths
das Hauptschiff der Kathedrale




eines der zwei Nebenschiffe der Kathedrale
Weihnachtskrippe


eine der vielen Salzskulpturen

und weitere Kunstwerke folgen...

Salz-Europa-Park... oder jedenfalls fast!
Zipaquirá, Plaza de las Comuneros mit Kathedrale

Kathedrale von innen



Noch am gleichen Tag fuhren wir weiter nach Villa de Leyva. Kaum hatten wir den Busbahnhof verlassen, wurden wir von einem älteren Herrn abgefangen, der uns in seinem Haus unterbringen wollte. Wir liessen uns überzeugen, und sahen uns die Unterkunft an. Das Zimmer mussten wir noch einmal gründlich reinigen lassen, anschliessend fühlten wir uns darin aber wohl. Sogleich verliebten wir uns in dieses charmante, von grünen Hügeln umgebene Städtchen mit den unregelmässigen Pflasterwegen, den schönen Ziegeldächern und verzierten Balkonen. 

Villa de Leyvas Pflastersteingassen...

... mit den typischen Balkonen


Am Abend wagte sich Alessandro an eine traditionelle Speise: mit Schweinefüssen gekochte Bohnen und Reis. Ich habe mich geweigert das Gericht zu probieren, aber abgesehen von den fettigen, noch als solche erkennbaren, Schweinefüssen, hat Alessandro von seinem Essen geschwärmt. 
Die Stadtbesichtigung am nächsten Morgen fand zwar unter stetigem Nieselregen statt, tat aber unserer Begeisterung keinen Abbruch. .Wir hatten einen sehr touristischen Ort erwartet, doch tatsächlich begegneten uns kaum andere Touristen. Die Plaza Mayor übertraf den Platz von Zipaquirá noch um einiges, vor allem was die Grösse anging. Auch die Lage inmitten der grünen Hügel ist spektakulär. 
 


Plaza Mayor
koloniale Architektur an der Plaza Mayor


die trutzige Iglesia Parroquial



Um die Stadt von oben zu sehen, begannen wir den steinigen und steilen Weg zum Mirador hinaufzuwandern. Die ungewohnte Höhe und die fehlende sportliche Betätigung in den vergangenen Monaten liessen mich in der Hälfte aufgeben. Alessandro liess sich natürlich weniger schnell entmutigen, und erklomm tapfer den restlichen Teil des Weges. Die spektakulären Bilder vom Aussichtspunkt belohnten seine Mühen. 

Aufstieg zum Mirador

Mirador Sagrado Corazón

traumhafte Aussicht auf Villa de Leyva

und hier warten die Faulen!

Plaza Mayor von oben

einheitliche Dachlandschaft
 

Ein kulinarisches Highlight in Kolumbien ist die an jeder Ecke erhältliche Süssspeise Oblea. Diese setzt sich aus einem Sandwich zweier dünner Waffelscheiben und einer Füllung aus Arequipe (süsse Caramelmasse), Crema de Leche (Sahne) und Mora (pürierte Brombeeren) zusammen. Die Mischung klingt abenteuerlich, schmeckt aber unglaublich lecker! 
Nach dieser Stärkung waren wir bereit für den Fahrradausflug zu El Fosíl, einem 8 Meter langen Skelett eines Kronosaurus, das in der Nähe von Villa de Leyva entdeckt wurde. Der nette Fahrradvermieter beruhigte uns und meinte, die 6 Kilometer bis zum Museum seien flach und wir hätten kaum eine Steigung zu erwarten. Mit unseren klapprigen Fahrrädern (dieses Mal jedoch mit Gangschaltung) machten wir uns auf den Weg. Bereits die erste Steigung brachte uns ordentlich ins Keuchen, da sich die Gangschaltung der Drahtesel nur mit grösster Mühe bedienen liess. Danach ging es zum Glück fast nur noch abwärts… aber STOP, da müssen wir ja später auch wieder hoch?! Nun gut, da waren wir also, bei dem riesigen Fundstück. Obwohl uns diese uralten Knochen beeindrucken sollten, konnten wir nur wenig Begeisterung für diesen geschichtsträchtigen Ort aufbringen. So kehrten wir dem Museum bald wieder den Rücken zu und machten uns mit wenig Begeisterung auf den Rückweg. Dieser war tatsächlich etwas beschwerlich. Der Anstieg war zwar nicht steil, jedoch stetig und unendlich lang. Aber: Wir haben es geschafft, und uns dadurch eine Belohnungspizza verdient!

die Steigung nimmt kein Ende...

El Fosíl...

... ein alter Knochenhaufen :)

Den nächsten Stopp legten wir in San Gil ein. Wieder einmal machte sich Alessandros Suche nach dem perfekten Hostel ausbezahlt. Direkt am Zentralplatz gelegen, mit einer tollen Aussicht und Swimming Pool hatten wir das grosse Los gezogen.

Aussicht von unserem Hostel...

... mit eigenem Pool


San Gil ist vor allem bekannt für seine Extremsportarten und den Cañon von Chicamocha. Warum also nicht beides verbinden? Gesagt, getan. Der Paragliding-Ausflug im Canyon für den nächsten Tag war gebucht! Am Morgen wurden wir von einem Shuttle-Bus abgeholt. Mit einem älteren Paar aus Québéc und unseren Guides wurden wir zum Ort des Geschehens gefahren. Die beiden Kanadier hatten viele Geschichten zu erzählen, schliesslich ist vor allem er ein richtiger Weltenbummler, da er seit über dreissig Jahren nicht mehr arbeitstägig und deshalb jeweils fünf Monate pro Jahr auf Reisen ist. Auf der Anhöhe mit Blick auf den gewaltigen Cañon zögerten unsere Gleitschirm-Experten nicht lange, packten ihre Schirme aus und bevor ich auf drei zählen konnte war Alessandro bereits in der Luft – Hilfeeee! Obwohl ich nicht sonderlich ängstlich bin was Adrenalinkicks angeht hatte ich doch ein mulmiges Gefühl als ich sah, wie hoch in den Wolken Alessandro bereits schwebte. Zum Glück blieb mir nicht viel Zeit um weiter darüber nachzudenken, denn auch ich bekam meine Ausrüstung angeschnallt, eine Kamera in die Hand gedrückt, und mit Cristian am Rücken hiess es plötzlich: „Renn!“. Und schon war auch ich in der Luft. Was für ein Gefühl! Wie Cristian so treffend formulierte, war es tatsächlich fliegen, wie ein Vogel. Wir liessen uns von der Thermik tragen und stiegen immer höher, bis wir in einer Wolke landeten und unsere Umgebung nicht mehr erkennen konnten. In schätzungsweise 2‘500 Metern Höhe wehte uns ein kühler Wind um die Nase, aber vor lauter Begeisterung merkte ich dies kaum. Gegen Schluss der Flugzeit drehte er mit mir noch einige Pirouetten, die einen strapazierfähigen Magen erfordern. Nach einer guten halben Stunde war dann die Landung angesagt, die bei uns etwas missglückte. Jedes Mal wenn wir fast am Boden aufsetzten, trug uns ein Windstoss wieder fort und wir mussten einen neuen Landeversuch machen. So kreisten wir bestimmt zehn Minuten um den Landeplatz, bis wir endlich wieder auf festem Untergrund standen. Dieses Landemanöver hatte meinem Magen ziemlich zugesetzt, und ich fühlte mich hundeelend. Auch Alessandro, der schon einige Zeit am Boden auf mich wartete, fühlte sich ziemlich mies. Sein Guide hatte mit ihm zusätzlich noch einige Loopings gemacht, die seine Magensäfte durcheinander wirbelten. An die kurvige Rückfahrt denkend mochte sich mein Übelkeitsgefühl auch nicht wirklich einstellen. Da half nur noch ein Notfallzwischenstopp in einer Restaurant-Toilette auf dem Weg nach San Gil…. 

unsere Start- und Landebahn...

... hoch über dem Cañon de Chicamocha

da wussten wir noch nicht, was uns erwartet!


die Vorbereitungen sind abgeschlossen...
... und schon geht es...

... hoch hinaus!



Martina schwebt auf Wolke sieben!
erster Landeversuch...
... gescheitert!
und hier kommt der nächste Versuch...
... eine gute Gelegenheit...
... schöne Fotos zu schiessen!
endlich wieder festen Boden unter den Füssen

Wenn wir an diesen Ausflug, ein weiterer Höhepunkt unserer Reise, zurückdenken, wird der unschöne Abschluss sicher nur noch eine lustige Anekdote am Rande sein. Im Zentrum wird unsere Erinnerung an dieses unbeschreiblich schwerelose Gefühl in der Luft stehen und der atemberaubende Blick auf den Cañon von Chicamocha. 
Von San Gil aus wurde uns ein Ausflug nach Barichara ans Herz gelegt, einem weiteren Kolonialstädtchen 45 Minuten entfernt. Nach einer kurvigen Fahrt im Kleinbus erreichten wir mit dem Tagesrucksack bewaffnet den zentralen Platz des Ortes, wo gerade die Sonntagsmesse in der voll besetzten Kirche gelesen wurde.

Kathedrale von Barichara
die Sonntagsmesse ist noch in vollem Gange
der Sonntagsbraten wartet
moderne Nonne telefoniert mit... einem modernen Mönch?!


Der Wanderweg Camino Real nach Guane ist für die Region besonders bekannt, denn schon der Nationalheld Bolívar absolvierte diese Strecke hoch zu Pferd. Wir entschlossen uns mit dem Bus nach Guane zu fahren und dort den Fussweg nach Barichara zu beginnen. 
Ein breiter grüner Weg, gepflastert mit grossen Steinbrocken, führte uns die sanften Hügel hinauf und hinunter, begleitet von Vogelgezwitscher und der brennenden Sonne im Nacken. Wir genossen die schöne Aussicht und uns wieder einmal zu bewegen und etwas ins Schwitzen zu kommen, bis ich plötzlich auf einem der Steine ausrutschte und mit meinem bereits lädierten Fuss einknickte – Misstritt Nr. 2 der Reise. Im ersten Moment ziemlich schmerzhaft, jedoch konnte ich relativ schnell wieder auftreten und den Weg bis zur nahe gelegenen Strasse fortsetzen. Dort wollten wir ein Auto stoppen, das uns nach Barichara mitnehmen könnte, jedoch waren alle nur in der Gegenrichtung unterwegs. So biss ich die Zähne zusammen und wir gingen den uns endlos vorkommenden Weg der Strasse entlang in der brütenden Hitze zurück, die uns den Schweiss nur so aus den Poren trieb. Endlich in Barichara angekommen bezogen wir unser Hostelzimmer und ruhten uns eine Weile aus. 

Dorfkirche in Guane
Gassen von Guane
Beginn des Camino Real
wer findet die Fussstapfen Bolívars?

*das Wandern ist des Rancans Lust, das Waaaahaaandern*
des Kohlers nicht mehr lange...


Zurückhumpeln auf der Hauptstrasse
Aussicht auf den Canyon des Río Suárez
endlich in Barichara...
... wo die Hostel-Hängematte auf uns wartet

Am späteren Nachmittag machten wir uns zu unserer Erkundungstour durch das kleine Barichara auf. Überrascht stellten wir fest, dass dieser kleine aber feine Ort, weitgehend von den grossen Touristenmassen verschont, sogar noch mehr Charme besitzt als Villa de Leyva, das uns auch schon in seinen Bann gezogen hatte. Die gepflasterten Strassen, die hübschen Gebäude, der schöne Hauptplatz mit der Kathedrale, der etwas erhöhte Aussichtspunkt mit Blick über die Dächer der Stadt – hier bleiben keine Wünsche offen. 

auf Entdeckungstour durch Barichara
Parque Central mit Kathedrale

Zurück in San Gil war ein gemütlicher Tag angesagt, denn am Abend wartete ein Nachtbus an die Karibikküste auf uns. Die wahrscheinlich letzten Strandtage unserer langen Reise – ein beängstigender Gedanke!

Plaza de la Libertad in San Gil
Catedral de la Santa Cruz

1 Kommentar:

  1. hello mr. & mrs. adrenalinsüchtig :)
    die büuder vom paragliding si absolut sensationell. mir persönlech gfrüürt auso s bluet ide adere weni das gseh ;)
    gniessets witerhin & passet guet uf öich uf!
    besito

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