Freitag, 11. November 2011

Unerwartete Begegnungen: Part I


Neben den vielen Sehenswürdigkeiten, die wir während unserer Reise sehen dürfen, empfinden wir unsere Begegnungen mit verschiedenen Menschen als genau so wertvoll und im Blog erwähnenswert.
Mit etwas verträumtem Blick erinnern wir uns zum Beispiel gerne an den Musiker, der spontan in unseren klapprigen Reisebus nach Teotihuacán zugestiegen ist. Mit grösster Leidenschaft hat er spanische und englische Hits, begleitet mit Panflöte und Gitarre, zum Besten gegeben und uns einige Hühnerhaut-Momente beschert. Auf derselben Strecke bei der Rückreise haben wir jedoch auch noch einen Schreckmoment erlebt. Auf halbem Weg steigen plötzlich Polizisten in den Bus und fordern alle männlichen Reisenden auf, den Bus zu verlassen. Nun ja, im Reiseführer wurden wir von Überfällen auf genau diese Busse gewarnt, was unseren ersten Schreck erklärt. Seit ca. drei Monaten ist es anscheinend jedoch Usus, dass regelmässige Kontrollen durchgeführt werden. So wurden die Männer ausserhalb des Busses abgetastet und durchsucht. Das gleiche Prozedere fand im Innern des Busses mit den Frauen statt. Das Sackmesser in meiner Tasche wurde nicht einmal gesehen, weshalb wir nicht sicher sind, wie wirkungsvoll diese Aktionen wohl sein mögen. Im gleichen Zug haben wir einen deutschen Mitreisenden kennengelernt, der seit 1996 jährlich einmal Mexico City besucht, und dementsprechend auch viel über das Land zu erzählen wusste. Er versicherte uns, dass er noch nie schlechte Erfahrungen mit Gewalt oder Ähnlichem machen musste während dieser ganzen langen Zeit. Bestätigt durch diese Aussage fahren wir nun als manchmal einzige Touristen entspannt Metro. Nur seinen Restaurant-Tipp hätten wir nicht unbedingt annehmen müssen: Das Sanborns ist eine mexikanische Restaurant-Kette. Beim Betreten des Restaurants hätten wir am liebsten gleich wieder kehrt gemacht: amerikanisches, kühles Ambiente und in traditionellen Kostümen verkleidetes Servicepersonal, das nicht einmal besonders gerne die etwas schwierig zu interpretierende Speisekarte erklären mochte. Was wir dann bestellten war lecker, wir halten uns in Zukunft aber trotzdem lieber an die Strassenstände und essen dort die frisch zubereiteten Tacos.
Noch einmal zurück zu den Metros. Nicht schlecht gestaunt haben wir als das erste Mal eine Person in die Metro eingestiegen ist und lauthals ein Produkt angepriesen hat. Hier werden alle möglichen und unmöglichen Dinge verkauft: Klebeabdeckungen für iPhones, Süssigkeiten, Musik-CDs und vieles vieles mehr. Ein Einkauf im Supermarkt wird somit grösstenteils überflüssig.
Ein grosses Highlight war natürlich auch unser Treffen mit Claudia und ihrem Freund Mariano. Ich (Martina) habe Claudia 2005 in der Sprachschule in Hawaii kennengelernt und seither keinen Kontakt gepflegt. Ein spontanes Mail wurde jedoch sofort beantwortet: natürlich treffen wir uns! Ausgeführt wurden wir in die wahnsinnig touristische Gegend Garibaldi, wo unzählige Mariachi-Musiker in den Restaurants und auf den Strassen den Lautstärkepegel anhoben, dass ein Gespräch in „normaler“ Lautstärke nicht mehr möglich war. Wie schön aus erster Hand einige Informationen über Land und Leute auszutauschen und über alte Zeiten zu quatschen!

Eine weitere besondere Begegnung wird uns aus dem Bosque Chapultepec in bester Erinnerung bleiben. Aus der Ferne beobachteten wir das Schauspiel eines Clowns, der sein begeistertes Publikum mit spontanen Scherzen und Ballonen beglückte, bis dieser plötzlich den fotografierenden Alessandro ansprach: „Ey extranjero!“. Interessiert wollte er wissen woher wir kommen und setzte sich anschliessend gekonnt für Erinnerungsfotos in Pose: eins fürs Schlafzimmer, eins fürs Bad, eins fürs Wohnzimmer… Es belustigte ihn insbesondere, dass wir uns die Tüte Popcorn für 5 Pesos (ca. 30 Rappen), die wir nebenher mampften, leisten konnten. Nach dieser Aktion waren wir wohl auch dem letzten Parkbesucher als reiche Schweizer Touristen bekannt!

Schlafzimmer :-)

Bad :-)

Wohnzimmer :-)

Jorge, unser Gondoliere auf den Kanälen Xochimilcos, wird der persönliche Lehrer von Alessandro. Da er kaum mit ansehen konnte, wie sich Jorge mit dem Fortbewegen der Gondel abmühte, bot er ihm seine Hilfe an, und bekam sogleich eine Basislektion des Gondoliere-Business. Und es war gar nicht so einfach, wie es bei Jorge den Anschein machte. Mit dem ca. 4 Meter langen und unhandlichen Holzstab, der ins Wasser bis zum Grund gestossen wird und als Antrieb und Steuer benutzt wird, muss man erst einmal umzugehen wissen. Doch Alessandro hatte bald den Dreh raus und überlegt sich nun, als Lehrling anzuheuern. Ein nassgespritztes T-Shirt und etwas schwer atmend beendeten wir die Kanalfahrt um eine Erfahrung und etwas Muskelkater in den Oberarmen reicher, jedenfalls was Alessandro angeht. 
Meister und Lehrling

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