Montag, 28. November 2011

27. November 2011: Unerwartete Begegnungen: Part III


Auffallend in Mexico sind die vielen armen Menschen, die uns immer wieder auf den Strassen begegnen. Durch das schlechte Sozialsystem und die hohen Arbeitslosenzahlen sind viele gezwungen, so ihr Essen zu verdienen. Es sind vielfach alte Menschen und Mütter mit Kleinkindern, die wohl am bedürftigsten sind. Es ist jeweils schwierig abzuschätzen, wer nun unsere Restmünzen am meisten verdient hat. Jedoch zerreisst es uns manchmal fast das Herz, wenn wir an einer gedeckten Tafel im Restaurant sitzen, und diese Personen mit der hohlen Hand vorbeikommen. Natürlich können wir nicht jedem etwas geben, aber ich denke unser Entschluss, in den Restaurants weniger Trinkgeld (15% werden im Reiseführer empfohlen…) zu geben, da es den Angestellten trotz tiefen Löhnen sicherlich besser geht, und dafür diese Münzen auf der Strasse zu verteilen, sinnvoll ist.
Bisher sind wir nicht sehr vielen anderen Travellern begegnet. Dies vielleicht deshalb, weil wir als Paar unterwegs sind und bisher nur in Doppelzimmern und nicht in Mehrbettzimmern von Hostels übernachtet haben. Umso mehr haben wir uns gefreut, auf der höchsten Stelle von Monte Albán die bereits im gleichen Bus mitgereisten Traveller zu treffen. Christina aus Deutschland, alleine für 6 Monate durch Zentralamerika unterwegs; Purusha, ein Australier mit indischer Abstammung, der auch alleine auf Reisen ist; wie auch das polnische Paar Emilia und Mikolaj, die eine einjährige Weltreise geplant haben, und sich schlussendlich vielleicht für immer in Australien niederlassen wollen. Ins Gespräch gekommen ist Alessandro mit dem lustigen Vierergespann, da diese erwägen auch Cuba zu bereisen, und er gute Tipps dazu liefern konnte. Und schon kamen wir aus dem Quatschen gar nicht mehr heraus, was Christina und ich mit einem anschliessenden Sonnenbrand büssen mussten. Die restlichen Ruinen haben wir also gemeinsam besichtigt, und währenddessen unsere Reisepläne verglichen und die obligaten Fragen nach Beruf, Familie und vielem mehr beantwortet. Schnell war klar, dass wir uns auf Anhieb super verstanden. So haben wir Namen und E-Mail-Adressen ausgetauscht, um während der Weiterreise unbedingt in Kontakt zu bleiben. Wir sind uns sicher, dass sich unsere Wege noch mindestens ein zweites Mal kreuzen werden. Und wenn nicht bleiben wir auch sonst bestimmt weiter in Kontakt. 


Unsere beschwerliche Fahrt nach Hierve el Agua wurde zum Glück durch die mitreisenden Mexikanerinnen Olga und Tess, sowie den bei der Rückfahrt dazu gestiegenen José, versüsst. Interessiert erkundigten sich die Drei über unsere Herkunft und natürlich über die Reisepläne. Besonders auf der Rückfahrt kamen die beiden Damen nicht mehr aus dem Quatschen heraus, sodass wir bald Bescheid wussten über das halbe Leben von Olga, die von ihrem zweiten Mann getrennt lebt und auf der Suche nach dem Dritten ist, einen 28-jährigen Sohn und drei bereits verheiratete Töchter hat, und als „Comerciante“ arbeitet. José, unseres Erachtens der potentiell dritte Mann (seine Frau ist vor einigen Jahren gestorben, sie hätten aber eine sehr glückliche Ehe geführt), erzählt wiederum von seinen verschiedenen Exkursionen durch Mexico, wo natürlich ein 5-Sterne-Hotel und ein All-you-can-eat Buffet nicht fehlen durften. Besonders erstaunt waren die Drei, als sie erfahren haben, dass wir nach so langer Zeit noch nicht verheiratet sind, trotzdem zusammen wohnen, auch Alessandro im Haushalt hilft und wir beide arbeiten. Auf der Hinfahrt waren noch zwei originale Zapoteken in der Camioneta. Die ungefähr 30-jährige Frau mit ihrer Grossmutter, die wohl gerne 90 Jahre auf dem Buckel hat, und trotzdem noch den beschwerlichen Weg auf sich genommen hat, und auf die Ladefläche des unbequemen Pick-up’s geklettert ist. Die eigene Sprache hat sie als Zapoteken erkennen lassen. Eine Sprache, die der spanischen nicht einmal ähnelt, und von uns unmöglich zu verstehen ist. Obwohl in dieser Camioneta zwei komplett verschiedene Welten aufeinander trafen, wurde der jeweils anderen Seite viel Respekt und Interesse entgegengebracht. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen werden wir wohl noch oft von dieser Begegnung erzählen.

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