Montag, 28. November 2011

24. – 28. November 2011: Oaxaca


Busfahrten am Tag machen sich wirklich bezahlt: Obwohl man oft stundenlang im unterkühlten Sessel sitzt, ziehen an einem die schönsten Landschaften vorbei. So auch wieder auf dem Weg nach Oaxaca. Unglaublich, welch verschiedene Vegetation wir angetroffen haben, und dies auf einer nur 5-stündigen Fahrt. Von saftig grünen, über vertrockneten bis zu kakteenüberwachsenen Hügeln haben wir alles gesehen. Am Meisten fasziniert haben uns diese unzähligen Kakteen, die teilweise wie von Menschenhand angepflanzt aussehen, so regelmässig gewachsen kommen sie in der freien Natur vor. 
auf dem Weg nach Oaxaca...




Schon im Vorfeld hatten wir uns riesig auf Oaxaca gefreut. Aus vielen Erzählungen wussten wir bereits, dass uns wohl etwas Spezielles erwarten wird. Nachdem uns jedoch bereits Puebla sehr gut gefallen hatte, konnten wir uns kaum vorstellen, wie dies zu übertrumpfen ist. Am frühen Abend in Oaxaca angekommen, machten wir uns auf die Suche nach einem im Reiseführer vorgeschlagenen Hostel, was jedoch in der Zwischenzeit umgezogen war. So bezogen wir auf gut Glück eine andere Unterkunft auf dem Weg. Diese war bestens ausgestattet, jedoch etwas über unserem Budget. So griffen wir auf den Tipp von Freunden zurück, und zogen nach der ersten Nacht um in eine etwas günstigere, jedoch nicht minder komfortable und auch zentral gelegene Unterkunft. Auch Oaxaca ist geprägt von einem schönen Stadtzentrum: die Plätze Zócalo und Alameda sprühen stets vor Leben, und werden von zahlreichen Restaurants und Läden umgeben. Immer ertönt von irgendwo Musik, und es wird laut gelacht und getratscht. Die Kathedrale am Zócalo ist weniger pompös als diese von Puebla, hat jedoch trotzdem ihren eigenen Charme. 
Kathedrale

Zócalo

Zócalo

Zócalo
 Durch die Strassen von Oaxaca wandelnd machen wir immer wieder neue Entdeckungen. Die Schönheit der Kolonialgebäude kommt insbesondere mit der Beleuchtung am Abend besonders zur Geltung. Auch hier gibt es wieder zahllose Kirchen zu besichtigen. Insbesondere der Platz rund um die Kirche Santo Domingo hat es uns angetan.






Santo Domingo
Im Gedenken an die misshandelten Frauen wurde am 25. November in Oaxaca eine Feier abgehalten. Nicht schlecht gestaunt haben wir, als wir auf dem Zócalo eine Bühne voll von Kreuzen und Kerzen sahen. Eine Frau las eine nicht enden wollende Liste mit Namen von durch Misshandlungen ermordeten Frauen vor, um an deren traurige Geschichte zu erinnern und sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Rund um den Platz waren Aufklärungsplakate zu finden („Paremos el Feminicidio“), wie auch von den Opferfamilien selbst gezeichnete Bilder, die die persönlichen Geschichten der einzelnen Schicksale aufzeigten. Wir fanden diesen Anlass auch deshalb so bemerkenswert, als dass in Mexico doch noch ein sehr traditionelles Frauenbild herrscht. Die Frau besorgt den Haushalt und kümmert sich um die Kinder, der Mann bringt das Geld nach Hause. Umso mehr ist es wohl nötig, auf diese zahlreichen Einzelschicksale aufmerksam zu machen, die sich nur hinter verschlossenen Türen abspielen, um betroffenen Frauen Mut zuzusprechen, Hilfe zu suchen. Hoffentlich verfehlt diese Aktion auch seine präventive Wirkung nicht.
Unser Ausflug nach Monte Albán (weisser Berg), war aus zweierlei Hinsicht ein denkwürdiges Erlebnis: Auf der einen Seite sind die Ruinen überwältigend, auf der anderen Seite haben wir auch eine tolle Bekanntschaft mit vier weiteren Travellern gemacht. Zu diesem Kennenlernen mehr unter der Rubrik „Unerwartete Begegnungen“. Zurück zu den Ruinen: Die erhöhte Lage dieser alten Zapotekenstadt auf einer abgeflachten Talsohle, umgeben von einem atemberaubenden Bergpanorama, machen diesen Ort so besonders. Mit der Grösse und Höhe der Ruinen in Teotihuacán, die wir in Mexico City besucht hatten, können sie nicht mithalten. Trotzdem war es ein überwältigendes Gefühl, zwischen diesen Ruinen herumzulaufen und die Überresten dieser einst sehr bedeutenden Stadt zu besichtigen. Wir versuchen uns vorzustellen wie es wohl war, als hier einst die Zapoteken gehaust haben, und denken uns die bebauten Landesteile rundherum weg.
Monte Albán: Gesamtüberblick





Das Dorf El Tule zieht zahlreiche Besucher an, die den Árbol del Tule besichtigen wollen. Dies soll nämlich der grösste Baum der Welt sein, was wir uns nach der Besichtigung sehr gut vorstellen können. Mit einem Stammdurchmesser von 14 Metern und einem Volumen von 816‘829 m3 ist die wahrscheinlich über 2‘000 Jahre alte Muntezumazypresse ein riesiges Ungetüm. Der verwachsene enorme Baumstamm erinnert teilweise an einen Löwenkopf. Die Baumkrone überragt mit 42 Metern die Höhe der aus dem 17. Jahrhundert stammenden Dorfkirche bei weitem. Obwohl El Tule sonst nicht viel zu bieten hat, haben wir den Besuch dieses uralten Naturwunders keine Sekunde bereut.


Hierve el Agua (kochendes Wasser) verspricht gemäss Reiseführer sprudelnde Mineralquellen und ein riesiges natürliches Schwimmbecken, das zum Baden einlädt. Nach einer stündigen Busfahrt zum Ort Mitla, dessen Ruinen wir später besichtigen werden, nehmen wir die restlichen 13 Kilometer zum Dorf Hierve el Agua mit einer Camioneta in Angriff. 13 Kilometer sind nicht mehr weit, dachten wir, jedoch haben wir nicht damit gerechnet, in kleinen umgebauten Pick-ups, die auf der Ladefläche zwei überdachte Holzbänke zum Sitzen bieten, über eine bucklige, nicht asphaltierte Strasse einen Hügel hinauf, und anschliessend wieder hinunter fahren zu müssen. Somit dauerte die Fahrt eine weitere Stunde. Glücklicherweise hatten wir lustige Mitfahrgäste, die die Zeit etwas schneller vergehen liessen (mehr dazu unter „Unerwartete Begegnungen“). Nach diesem beschwerlichen Weg dort angekommen, und zurückdenkend an die Worte des Reiseführers, hatten wir natürlich dementsprechend hohe Erwartungen, die nicht ganz erfüllt werden konnten. Leider zog es an diesem Samstag auch noch zahlreiche mexikanische Schaulustige an diesen Ort, sodass die Badebecken zwar nicht überlaufen, aber dennoch nicht wirklich menschenleer, wie von uns erträumt, waren. Dennoch, die Aussicht auf die Berglandschaft im Hintergrund wie auch der „eingefrorene“ Wasserfall haben für einige Mühen entschädigt. Die Wasserbecken, die beinahe fliessend in das Panorama übergehen, lassen uns einige tolle Erinnerungsbilder schiessen. Dabei vergessen wir fast die sprudelnden Quellen, in denen das Wasser wirklich blubbert, als ob es am Kochen wäre. 
Wasserfall








Nachdem wir nach der nicht weniger holperigen Rückfahrt wieder in Mitla angelangt waren, besuchten wir noch die dort befindlichen Ruinen. Nach dem überwältigenden Besuch von Monte Albán waren wir jedoch nur noch schwer zu beeindrucken. Die Ruinen von Mitla zeichnen sich vor allem durch die schönen Steinmosaiken aus, die wir bisher noch nirgends sehen konnten. Ausserdem hatten wir die Möglichkeit, in einige durch Stahlträger gesicherte Räume auch ins Innere der Ruinen vorzudringen. 
Ruinen von Mitla

Steinmosaik und Innenräume

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